Verwaltung in Meerbusch Stadt braucht dringend mehr Personal
Meerbusch · Offene Stellen bleiben länger unbesetzt, weil Bewerber fehlen. Dies führt zu Engpässen beim Erledigen von Arbeiten und Dienstleistungen.
13 Stellen sind aktuell in der Verwaltung der Stadt Meerbusch nicht besetzt. Personal fehlt in den Fachbereichen Soziale Hilfen/ Jugend, Stadtplanung und Bauordnung, Straßen und Kanäle, bei der Feuerwehr sowie im Finanzbereich. In den städtischen Kitas sind derzeit außerdem vier bis fünf Stellen offen.
Weniger als 20 offene Stellen – das hört sich erst einmal nicht viel an. Immerhin arbeiten bei der Stadt insgesamt fast 700 Menschen. Aber wenn Mitarbeiter an wichtigen Positionen fehlen oder in sowieso nur knapp besetzten Bereichen, hat das unmittelbare Folgen. Etwa, dass es an einigen Stellen nicht so schnell vorangeht, wie es nötig wäre. Denn die Stadt wächst und ist im Umbruch. Der drängende Ausbau der Schulen, ein erweitertes Radwegenetz, das Integrierte Handlungskonzept für Osterath, neue Wohngebiete, zahlreiche Maßnahmen in Sachen Klimaschutz und die Digitalisierung – dies sind nur einige von vielen komplexen Projekten, die derzeit in Meerbusch angestoßen werden. Um all diese Aufgaben angemessen realisieren zu können, werden Fachkräfte gebraucht. Und nebenbei müssen auch noch die alltäglichen Verwaltungsaufgaben erledigt werden.
Dass es an vielen Stellen hakt – auch die Pandemie trägt dazu ihren Teil bei – bekommt die Politik etwa dann zu spüren, wenn die Verwaltung aus deren Sicht Arbeitsaufträge nicht schnell oder umfassend genug erledigt. Und das bekommen die Bürger zu spüren, wenn sie mal wieder vorm Bürgerbüro in Büderich in der Schlange stehen müssen, weil die anderen beiden Servicestellen seit Wochen wegen Krankheit geschlossen sind. Oder Eltern, wenn die Kitagruppe geschlossen bleibt, weil Erzieher fehlen.
Doch die Verwaltung bemüht sich, neues Personal zu werben. Seit Jahresbeginn hängen Stellenanzeigen prominent als Citylights in den Buswartehäuschen. Titel: „Meerbuschs Zukunft wartet auf dich!“ Ein Sprecher erklärt: „Wir haben drei verschiedene Motive an 20 Standorten im Stadtgebiet ausgewählt. Zusätzlich ist ganz aktuell ein Video zur Werbung für den Erzieher(-innen)beruf in Arbeit.“ Neben kreativen Kampagnen setzt die Stadt auch auf die klassische Bewerbersuche: Stellenanzeigen in Print-Medien, aber auch immer parallel online und in Job-Portalen sowie im eigenen Job-Portal auf meerbusch.de. „Zudem gibt es auf unserer Homepage eine Initiativbewerbungsfunktion, wir bieten Praktikumsplätze an, es gibt Flyer mit entsprechenden Informationen zum Ausbildungsangebot, und wir stellen uns in den berufsbildenden Schulen und Berufskollegs als Ausbildungsbetrieb vor“, so der Sprecher. Vier Image-Videos werben außerdem für die Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte, Stadtinspektoren, im Landschaftsgartenbau und in der Stadtbibliothek. Weitere Videos sollen folgen.
Der Erfolg all dieser Maßnahmen variiert jedoch und ist je nach ausgeschriebener Stelle sehr unterschiedlich. Noch dazu sei jeder Blick auf die Personalsituation immer nur eine Momentaufnahme, betont ein Stadtsprecher. „Wir befinden uns permanent in einem Kreislauf von ausscheidenden und nachfolgenden Mitarbeitenden.“
Wie Personalnot die Arbeit der Verwaltung lähmen kann, zeigt dieses Beispiel: Einige Projekte im Radwegeausbau konnten im vergangenen Jahr nicht wie geplant umgesetzt werden, weil eine Stelle nicht besetzt ist – und das nach bereits zweimaliger öffentlicher Ausschreibung. Auch beim Schulausbau sah es eine zeitlang nicht gut aus: Dafür wurden drei Architekten gesucht. Mittlerweile gibt die Verwaltung jedoch Entwarnung: Alle Stellen sind mittlerweile besetzt, eine Kollegin hat am 1. Februar ihren Dienst aufgenommen, die beiden anderen starten zum 1. Juli, weil sie bis dahin vertraglich gebunden sind.
Wichtig ist der Verwaltung jedoch, dass nicht etwa laufende Arbeiten liegen bleiben. Es könnten sich aber durchaus angepeilte Erledigungstermine verschieben und Bearbeitungszeiten verlängern. Im Bereich der Kitas könnte die Betreuung einzelner Gruppen gefährdet sein. Ansonsten würden notwendige Arbeiten zum Teil durch vorhandenes Personal im Rahmen von Überstunden erledigt. „Es ruhen nur solche Projekte, für die konkret neue Mitarbeitende gesucht werden“, betont der Sprecher.
Aber warum ist es so schwer, offene Stellen zeitnah zu besetzen? In der Sitzung des Haupt- und Fianzausschuss im Dezember nahm dazu Wolfram Olbertz, Bereichsleiter Zentrale Dienste im Rathaus, Stellung: „Die derzeitige hohe Nachfrage nach Fachkräften am Arbeitsmarkt führt zusammen mit der Dichte an umliegenden Verwaltungen zu einer hohen Konkurrenz der potentiellen Arbeitgeber untereinander und im Ergebnis zum Rückgang der Zahlen von Bewerbungen zu ausgeschrieben Stellen.“ Insgesamt sei die angestrebte „Bestenauswahl“ deutlich schwieriger geworden. Um speziell qualifizierte technische Fachkräfte zu gewinnen, werde in Einzelfällen auch von der Möglichkeit der befristeten Zahlung einer Fachkräftezulage, die bis zu tausend Euro monatlich möglich ist, Gebrauch gemacht. Weitere Anreize sind beispielsweise flexible Arbeitszeiten ohne Kernzeiten, die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten, Job-Tickets, Darlehen beim Kauf von E-Bikes und gut ausgestattete Arbeitsplätze.
Apropos: Die Platzsituation innerhalb der Verwaltungsgebäude ist schon jetzt nicht optimal. Am Bommershöfer Weg in Osterath und an der Wittenberger Straße in Lank gibt es bereits Raumprobleme, die noch verschärft würden, wenn dort zusätzliche Kollegen untergebracht werden sollen. Für diese beiden Standorte wird deshalb geprüft, ob sich in Sachen mobiles Arbeiten Möglichkeiten ergeben, vorhandene Räume intelligenter zu nutzen und dort insgesamt mehr Mitarbeitende unterzubringen. Dazu heißt es: „Die Überprüfungen befinden sich in der Endphase, derzeit gibt es aber noch kein abschließendes Ergebnis.“