Neue Erkenntnisse zum Nauenhof

Über die Geschichte des Nauenhofes in Langst war wenig bekannt. Mike Kunze, Historiker und Vorsitzender des Geschichtsvereins Meerbusch, hat die Vergangenheit erforscht.

Foto: Archiv Kulturstiftung

Der Historiker Raimund Kottje schrieb 1952, dass der Langster Hof womöglich schon zur ersten Ausstattung von St. Quirinus bei seiner Gründung gehört haben könnte und um 1500 mit 27 abhängigen Gütern der drittgrößte Verband im Besitz des Stiftes gewesen sei. Während diese Zahl nicht ohne Weiteres auf frühere Zeiten übertragen werden kann, werden bis zum Ende des Hofverbandes der Langster Hof und weitere 27 Güter — insgesamt also 28 Höfe — aufgezählt. Diese abhängigen Höfe lagen aber nicht nur in Langst und Kierst, sondern auch in Lank, Latum, Ossum, Vennikel, Stockum, Oppum, Verberg, Glindholz und Bockum.

Spätestens 1188 gehörte der Langster Hof dem Damenstift St. Quirin. Damals wurden die zum Hofesverband gehörigen Personen von Leibeigenen zu sogenannten Wachszinsigen erhoben. Ihre persönliche Unfreiheit bestand künftig nur noch in der Verpflichtung, bei der Übernahme ihres Hofes zwei und bei einer Heirat sechs Denare zu zahlen. Im Todesfalle des Mannes war das beste Möbelstück, im Falle der Frau das beste Kleid, an den Schultheiß auf dem Langster Hof abzuliefern. Bis dahin hatten die Hörigen beim Tod eines verheirateten Mannes zwei Drittel von dessen Habe dem Hofschultheiß zu übergeben, beim Tod einer verheirateten Frau ein Drittel ihres Besitzes. Außerdem durften sie den bewirtschafteten Hof nicht verlassen. Um 1500 herum wurden diese Modalitäten im Sinne einer Kurmut, also einer festgesetzten Abgabe im Falle eines Besitzerwechsels, erneut angepasst. Künftig erhielt etwa der Schultheiß bei der Besitzübertragung eines Latengutes von dem neuen Inhaber eine Flasche Wein, die Hofleute und der Bote einen Albus.

Zum Langster Hof gehörten auch neun so genannte Zaungüter, deren Besitzer verpflichtet waren, die Zäune des Langster Hofes um den Hofraum oder bestimmte Felder und Wiesen zu errichten und instand zu halten. Zu diesen Zaungütern gehörten auch drei Meerer Höfe in Nierst und der Wanheimer Hof in Büderich. Die Inhaber der anderen Höfe mussten auf den Feldern des Haupthofes die Strohgarben aufstellen. Dafür durften sie am Ende des Tages so viel Stroh mit nach Hause nehmen, wie sie auf ihrer Harke tragen konnten.

Der Haupthof in Langst selbst war ein Lehngut, das die Äbtissin von St. Quirin an einen Lehnsmann verlieh. Immer wenn ein Vasall verstorben war, musste dessen Nachfolger dies innerhalb von sechs Wochen in Neuss melden und um eine neue Belehnung bitten. Zudem musste er der Äbtissin einen Samtbeutel mit Gold- und Silbermünzen schenken.

Als erster Villicus wird Rembodo von Budberg im Jahre 1314 in einer Urkunde des Klosters Meer fassbar. 1348 sind Goblin Geiter genannt Primen zu Langenseist und seine Frau Hilla Inhaber des Hofes und verkaufen eine Erbrente an das Stift Kaiserswerth, die künftig der jeweilige Hofinhaber zu zahlen hatte.

200 Jahre später wird Peter Jeter genannt, der vermutlich ein Nachkomme Goblins und Hillas war. Um 1500 herum war Daem von Büderich auf Haus Gripswald Inhaber des Langster Hofes. Er wird dort einen Pächter mit der Landwirtschaft betraut haben. Dies war Johann Wynck.

In den Jahren 1559 bis 1562 bewirtschaftete Johann Noldt den Krynshof oder Primengut genannten Hof, auf dem er später auch gestorben ist. Im 17. und 18. Jahrhundert war dann die Familie Nauen auf dem Langster Hof, der ihr seinen Namen zu verdanken hat. In der Mitte des 18. Jahrhunderts gelangte mit Johann Sassen eine neue Familie auf den Hof. Er war der letzte Pächter von St. Quirin und bewirtschaftete den Hof noch in der Franzosenzeit. Er ist eindeutig 1791 auf dem Langster Nauenhof nachgewiesen und war verheiratet mit Maria Agnes Viehoff. Wilhelm Hermann Sassen wurde am 8. März 1755 als fünftes der acht Kinder von Conrad Sassen und Christine Wolters in Langst geboren. Seine Paten waren Hermann Sassen und Margarethe Wolters. Zwischen 1789 und 1796 bekam das Paar in Langst insgesamt fünf Kinder. In den Jahren 1791 und 1797 starben zwei Kinder des Ehepaares in Langst auf dem Nauenhof — ein nicht allzu seltenes Schicksal in jener Zeit.

Damals wird der Hof als „Neuen Hof“ mit Gebäuden, 95 Ar Land, 41,26 Hektar Feld und 47 Ar Wiese erst der Dotation der Ehrenlegion und dann der des Herzogs von Wagram zugeschlagen, also nicht verkauft.

Die Einkünfte standen zunächst der genannten Institution und später dem napoleonischen Adligen zu, während zuerst die Republik und dann das Kaiserreich Frankreich Eigentümer blieben. Pächter war auch zu dieser Zeit Hermann Sassen. Erst nach der Franzosenzeit wurde das Gut offenbar durch den preußischen Staat in Parzellen zerteilt und verkauft. 1912 war Peter Schmitz mit nur noch 3,45 Hektar Land Eigentümer. Danach konnte Stefan Thelen 1919 den Hof mit nur noch einem Pferd bewirtschaften. Die Wirtschaftsgebäude waren für den geschrumpften und durch die rheinische Realerbteilung von Generation zu Generation weiter schrumpfenden Umfang des Hofes zu groß. Sie bestanden noch 1913 vollständig, wurden dann aber im Laufe des letzten Jahrhunderts abgerissen. Es folgten Anton Thelen und bis heute Johannes Thelen. Er ließ 1989 das Hauptgebäude kernsanieren. kun