Tagesmütter wollen nicht nur mehr Geld

Der Tagessatz pro Kind wurde erhöht. Die Erzieherinnen wünschen sich auch eine Springerin.

Foto: Kronemeyer

Bislang gab es 4,80 Euro pro Tag und Kind, nach dem Beschluss des Jugendhilfeausschusses von dieser Woche erhalten Tagesmütter nun 4,85 Euro. „Natürlich sind wir damit zufrieden“, sagt Kirsten Wilken, eine von vielen Tagesmüttern in Meerbusch. Aber: „Unser Ziel sind fünf Euro.“ Für sie bedeutet das nach neuer Rechnung, dass sie vom Jugendamt pro Kind nun 633 Euro im Monat erhält statt wie vorher 626 Euro — also sieben Euro mehr. Hinzu kommt das Essensgeld, dass die Eltern ihr direkt nach individueller Abrechnung geben. Wilken, gelernte Erzieherin, betreut seit acht Jahren in ihrem privaten Wohnzimmer in Osterath jeweils fünf Kinder, die jünger als drei Jahre sind.

„Die meisten gehen dann im Alter von zwei Jahren in die Kita.“ Alle Kinder, die sie betreut, sind Windelkinder — Eltern bringen jeweils Windeln und Feuchttücher für den Nachwuchs mit zur Tagesmutter. Der Tagesablauf ist immer gleich: Gegen 7.15 Uhr fährt ein Elternteil — meistens der Vater — vor und gibt sein Kind in die Obhut der Tagesmutter. Für die Kinder, die zuhause noch kein Frühstück hatten, gibt es erst einmal etwas zu essen, dann wird gespielt. „Oder wir gehen bei gutem Wetter nach draußen, fahren mit dem Kinderbus, gehen noch mal zum Bäcker, holen uns Brötchen.“ Gegen 11 Uhr sind dann wieder alle zuhause, wird das Mittagessen vorbereitet. Gemüsecouscous, Bratkartoffeln mit Kohlrabi und natürlich Nudeln mit Bolognese standen in dieser Woche auf dem Speiseplan, den die Eltern vorher immer sehen können. Nach der Mittagsruhe im ersten Stock wird weiter gespielt. „Oder wir backen etwas zusammen.“ Um 15.30 Uhr werden alle Kinder abgeholt, dann richtet Kirsten Wilken ihr privates Wohnzimmer für die eigene Familie wieder her und bereitet zum Beispiel das Essen für den nächsten Tag vor. Oder macht Abrechnungen, führt Vorgespräche mit neuen interessierten Eltern. Denn alle anderthalb Jahre muss sie sich von ihren Schützlingen verabschieden. Sie weiß: „Viele Eltern haben Angst, dass sie ihr Kind im Alter von drei Jahren nicht mehr in der Kita unterbringen und nehmen dann das Angebot an, es schon mit zwei unterzubringen.“

Sie selbst fände es manchmal besser, wenn die Kinder länger bei ihr bleiben könnten. Den neuen Tagessatz finden Wilken und ihre Kolleginnen natürlich in Ordnung — vor allem schätzen sie die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Gleichwohl aber weisen sie auch auf stetig steigende Kosten hin. So sei im letzten Jahr die Müllabfuhr um 40 Euro gestiegen. „Und mein Mülleimer ist immer voll“, erzählt Wilken. Bei ihr fallen am Tag bis zu 20 Windeln an. Die Tagesmütter haben aber noch mehr Wünsche an die Stadt: So gebe es keine kindgerechte Vertretungsregelung, falls mal eine Tagesmutter krank wird. „In Düsseldorf gibt es Springer, die die Kinder dann schon mal kennengelernt haben.“ Außerdem tritt für sie immer im August ein Einnahmeverlust auf, weil die einen Kinder schon weg Richtung Kita, die neuen aber noch nicht da sind und die Eingewöhnungstage erst verspätet abgerechnet und bezahlt werden. Weiteres Manko: Tagesmütter dürfen nur stundengenau nach Bedarf abrechnen, Kitas aber mehr Stunden vergeben.