Vier Ideen für Brücke am Latumer See

Studentinnen der Universität Duisburg/Essen haben Modelle für eine neue Fußgängerbrücke entworfen. Der Bau ist derzeit umstritten.

Über Sinn oder Unsinn einer Brücke, die über so gut wie nichts führt, ist Meerbusch geteilter Meinung: Ein unverzichtbarer Teil des einzigen Wasser-Naherholungsgebiets der Stadt am Latumer See, sagen die einen, unnötig, die anderen. Der Bund der Steuerzahler prangert den geplanten Neubau einer „Brücke ohne Funktion“ an und warnt vor Steuergeldverschwendung. Unabhängig davon haben jetzt vier Studentinnen der Universität Duisburg/Essen — Fachgebiet Baustatik, Baukonstruktion von Professor Jochen Menkenhagen — Mitgliedern des Bauausschusses und der Verwaltung Entwürfe für vier verschiedene Brückentypen vorgestellt. Die Pläne sind Teil ihrer Masterarbeit.

Zeynep Yildirim, Studentin

Zeynep Yildirim stellt sich am Latumer See eine sogenannte Balkenbrücke mit futuristisch gebogenem Geländer auf beiden Seiten vor. „Äußeres Kennzeichen der Balkenbrücke ist die sichtbare Trennung des Überbaus, also der Brückenträger, vom Unterbau, sprich Stützen und Widerlager, durch Lager“, erklärt die Studentin. „Für das Geländer habe ich mir ganz bewusst eine moderne Variante ausgedacht. Sie sieht nicht nur hübsch aus, sondern verhindert zum Beispiel auch, dass kleine Kinder an ihr hochklettern können.“

Ein festes Budget gab es bei der Planung nicht, vorgegeben waren allein die groben Rahmenbedingungen: Eine bewachsene Senke am Rande des Latumer Sees, der vom neuen Übergang aus zu sehen sein sollte, ansonsten das übliche „Brückengeschäft“ — Sonne, Regen, Wind und Menschen, die das Bauwerk queren. Drei Monate lang haben die Studentinnen an ihren Plänen gearbeitet. „Wir haben uns ausgetauscht, abgestimmt und darauf geachtet, dass wir mit unterschiedlichen Systemen arbeiten, damit am Ende deutlich wird, was alles machbar ist“, sagt Zeynep Yildirim. „Und natürlich wollten wir nicht zu viel Material verwenden.“ Denn Baumaterial kostet, und das Geld könnte für die Politik entscheidend sein.

Stand der Dinge ist: Bei den Beratungen zum städtischen Haushalt haben CDU und Grüne Ende November beantragt, den ursprünglichen Ansatz von 25 000 Euro um eine sogenannte Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 50 000 Euro zu ergänzen. Für die Sanierung der „großen“ Brücke am Latumer See stehen damit insgesamt 75 000 Euro zur Verfügung.

Die Stadt hatte die Holzbrücke am südlichen Ende des Sees 1988 für damals rund 66 000 Mark aus Tropenholz errichten lassen. Seit 2014 ist das marode, pilzbefallene Bauwerk, das über ein ehemaliges Biotop führt, aus Verkehrssicherheitsgründen für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Die Verwaltung empfahl damals, die Brücke ersatzlos abzureißen und argumentierte mit den hohen Sanierungskosten. Die Brücke habe als Fußweg nur eine untergeordnete Bedeutung, da sie den rund 1,5 Kilometer langen Rundweg um den See lediglich um rund 120 Meter verkürze, hieß es. Von größerem Wert sei sie als Aussichtspunkt.

Zum drüber Gehen und aufs Wasser Gucken hat Cemila Serttas eine elegante Hängebogenbrücke entworfen. „Ich wollte mal zeigen, dass so eine Brückenkonstruktion auch auf einer kürzeren Strecke funktioniert“, sagt die Studentin. Sonst sehe man so etwas ja eher in Groß. Merve Turhans Entwurf, eine pfostenlose Fachwerkbrücke, setzt auf eine transparente, leichte Form mit wenig Materialeinsatz, Senem Arslans Balkenmodell auf einen besonderen Unterbau: „Ich habe mich bei der Planung von der Natur inspirieren lassen“, sagt sie. Die Stahlkonstruktion ähnelt den Ästen eines Baums. Außerdem gibt es einen kleinen Balkon mit Blick auf den See und insektenfreundliche LED-Beleuchtung. Mit den Entwürfen, für die es viel Applaus gab, wird sich jetzt die Politik befassen.