Taschentuch als erstes Trostpflaster

Thomas Guntermann ist mit elf Kollegen in den ersten Stunden nach einem Unglücksfall für die Menschen da.

Bösinghoven. "Kennen Sie meine Einsatzwaffe?", fragt Thomas Guntermann und greift dabei in die linke Hosentasche. Sekunden später hat er ein Päckchen Papiertaschentücher herausgezogen und wirft es auf den Tisch. Die Symbolkraft könnte eindringlicher nicht sein: Thomas Guntermann ist Notfallseelsorger in Meerbusch.

Seine Aufgabe ist es, für Menschen da zu sein, die in Not sind. Nach Bränden, nach Verkehrsunfällen - aber vor allen Dingen bei Todesfällen hinter den Türen. "Wir fahren zu den Menschen, zu denen wir früher nie hingekommen sind", erläutert der 44-jährige Gemeindereferent von St. Pankratius in Bösinghoven ein Hauptanliegen der Einführung der Notfallseelsorge in Meerbusch vor acht Jahren. "Das ist eine Kernaufgabe der Kirche, für die Menschen in Not da zu sein", ergänzt der Diplom-Religionspädagoge.

Und manchmal geht es für ihn auch über die Stadtgrenzen hinaus. Beispielsweise zur Nachtwache auf der Baustelle in Neurath, wo vor wenigen Wochen drei Arbeiter starben. Oder aber zur Geiselnahmen in einer Jüchener Schule vor Jahren. "In der Regel aber werden wir nicht abgeholt und haben keine Sonderrechte. Wir retten ja kein Leben." Wortwörtlich vielleicht nicht - aber irgendwie doch schon...