Bürgersolaranlage für Meerbusch: Strom fließt vom Dach in Steckdose

Stadt und 52 Bürger nehmen die Bürgersolaranlage in Betrieb. Schulspitze half der Anlage aufs Dach.

<strong>Meerbusch. Klimaschutzkonzept im April, das Aufgreifen der Idee einer Bürgersolaranlage auf einem städtischen Gebäude, vorsichtige Werbung fürs Projekt, zwei Versammlungen von Interessenten - dann ist Meerbuschs erste Bürgersolaranlage auf dem Papier fertig: 52 Bürger investieren 139000 Euro, eine Gesellschaft wird gegründet, Otmar Reifer und Karin Hoppe werden zu Geschäftsführern gewählt. Nach zwei Faxen hin und her (Reifer: "Das hab ich noch nie erlebt!") ist ein Gestattungsvertrag zwischen Gesellschaft und der Stadt als Besitzerin des Schuldachs geschlossen. Die Photovoltaikmodule können platziert werden. Baubeginn im November, Inbetriebnahme am Sonntag: Wer sagt denn, dass in Meerbusch alles endlos viel Zeit braucht?

52 Gesellschafter feierten am Sonntag den Anlagenstart

Selbst das konsequent schlechte Wetter der vergangenen Wochen konnte die Installation der Photovoltaikanlage auf dem nach Süden geneigten Turnhallendach der Adam-Riese-Schule nicht mehr verhindern: Anton Plenkers und Holger Baum, Dachdecker und Elektrofachmann, die das Projekt realisieren, ließen sich nicht beirren. Und so feierten sie gestern mit den 52 Gesellschaftern.

Bürgermeister Dieter Spindler gibt sich kurz vor dem Knopfdruck zum Start zurecht beeindruckt: Er habe es bisher noch nicht erlebt, dass nach einer theoretischen Beschlusslage innerhalb kürzester Zeit ein Projekt umgesetzt würde, "dass sich 52 Gesellschafter finden, die viel Geld investieren, um etwas Vernünftiges zu machen und ein Zeichen zu setzen".

Otmar Reifers erstaunlicher Countdown "3 - 2 - 1 - Stopp!" setzt wider Erwarten die Stromproduktion in Gang, und Sekunden später zeigt das Messgerät an der Gebäudemauer unter großem AHH! und OHH! des Publikums die ersten Stromwerte an. "Guck mal, jetzt hast Du schon Geld verdient", neckt ein Mann im Publikum eine Frau, als die Zahlen langsam aber stetig steigen.

Ausdrücklich bedankt sich Otmar Reifer bei der Schulleitung und dem Hausmeister, die die Montagearbeiten der Firmen Plenkers und Baum im laufenden Schulbetrieb möglich gemacht hatten. "Und jetzt wünsche ich uns für die nächsten 20 Jahre Sonne", so Reifer.

67 Solaranlagen gab es im Stadtgebiet Meerbusch. Mit Meerbuschs erster Bürger-Solaranlage sind es seit gestern 68. Im Jahr 2006 lang die Zahl noch bei 47.

Die Leistung der in Meerbusch betriebenen Anlagen nimmt lauft Manfred Weigand, Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe Meerbusch (WBM), zu. Im Jahr 2006 erzeugten 47 Anlagen 337 Kilowattstunden/Peak, 20 Anlagen mehr trieben in diesem Jahr die installierte Leistung auf 560Kilowattstunden hoch.

Die Bürgersolaranlage Adam-Riese-Schule besteht aus 127 Modulen à 235 Watt und hat eine Fläche von 214Quadratmetern. Kosten: 139000Euro. Sie soll 29,8Kilowattstunden/Peak produzieren.

Mit 25600 Kilowattstunden Strom kann der jährliche Bedarf von vier (bei hohem Energieverbrauch) bis sechs Einfamilienhäusern gedeckt werden.

Die Anlage vermeidet jährlich den Ausstoß von 20000Kilogramm Kohlendioxid.

Der eingespeiste Strom wird nach dem aktuellen Stand mit 0,4921Euro pro Kilowattstunde vergütet, der Betrag ist für 20 Jahre staatlich garantiert.