Aus dem Tagebuch des Irrsinns

Kleinkunst: Vier hungrige Kabarettisten richten Schlachtplatte an.

Lank. Man kennt das: Bisweilen muss auch ein Kabarettist gar nichts erfinden, ist doch die Wahrheit schon komisch genug. Und egal, ob Eva Hermann oder Schäuble, Meißner, Mixa oder Mehdorn für zitierwürdig befunden werden - irrwitziger hätte es auch kein Kleinkünstler formulieren können. Nur, dass die Geschmähten es eben todernst meinten.

Ernst macht auch das Quartett HG Butzko, Wolfgang Nitschke, Robert Griess und Lothar Bölck, sogar Verletzte werden versprochen. Man hat sich zu einer bissig-ätzenden Schlachtplatte formiert und zerfetzt in der "Jahresendabrechnung" alles während der zurückliegenden Monate dummdreist Dahergelaberte gnadenlos in der Luft. Das viel zitierte Blatt vor dem Mund verbietet sich für die vier Kabarettisten im Forum Wasserturm selbstverständlich ebenso wie jegliche Rücksichtnahme auf Zartbesaitete.

Es ist alles andere als biedere Hausmannskost, was diese Chronisten auf der Bühne dem Publikum auftischen. Das rhetorische Schlachtfest erreicht seinen Höhepunkt, wenn Nitschke sich sein Lieblingsopfer vornimmt und zerpflückt: den Boulevardjournalisten Franz Josef Wagner.

Natürlich haben die vier Mimen auch als Solisten einiges auf der Pfanne, jeder schlüpft einmal in seine Paraderolle. Herrlich albern wird es etwa, wenn der Leipziger Bölck als politischer Hinterbänkler Schmidt-Hinterzarten sturzbetrunken über Drogenproblematik philosophiert - was in der Frage gipfelt: "Wenn Kinder und Betrunkene immer die Wahrheit sagen, wie ehrlich müssen dann erst betrunkene Kinder sein?"

Doch am besten sind die vier Künstler im Ensemble, wenn im Tagebuch des Irrsinns den Nadelstreifen-Nieten auf den Mund geschaut wird. Zitiert sei in diesem Fall nur der Ausspruch eines in die Sexfalle getappten Mitarbeiters der Stadtwerke Essen: "Von Lustreise kann keine Rede sein, meine Frau war doch dabei."