Kinder fördern und fit machen

Sprachdefizite und Impf-Rate haben sich verbessert, Probleme gibt es immer noch bei der Ernährung.

Rhein-Kreis Neuss. Die Anstrengungen von Land, Kreis, Städten und Gemeinden in den vergangenen Jahren zur Gesundheit von Kindern hat sich ausgezahlt. Während bei der ersten Schulneulingsuntersuchung 2005 noch bei jedem vierten Kind Sprachdefizite festgestellt wurden, ist hier innerhalb von zwei Jahren ein deutlicher Rückgang erkennbar. Das geht aus dem gestern im Kreishaus vorgestellten "Bericht zur Kindergesundheit im Rhein-Kreis Neuss 2007" hervor.

Auch insgesamt ergeben die aktuellen Ergebnisse ein positiveres Bild als noch vor zwei Jahren. "Kinder im Rhein-Kreis Neuss sind etwas gesünder als im Durchschnitt in NRW", fasst Kreissprecher Harald Vieten die Ergebnisse des Berichts zusammen, "aber Entwarnung gibt es noch nicht." Auch die Experten sehen nach wie vor Handlungsbedarf, insbesondere was die gesundheitliche Situation von Kindern aus sozial schwachen Familien angeht.

Die flächendeckende Erhebung erfasst die Gesundheitsdaten aller fünf- und sechsjährigen Kinder in den Bereichen: Früherkennungsuntersuchungen, Impfungen, Übergewicht, Hör- und Sehstörungen, Sprachdefizite und Koordinationsstörungen. Differenziert werden die Daten zudem nach Städten und Gemeinden sowie weiteren Kategorien wie Sozialstatus, Geschlecht oder Nationalität.

Problematisch sind nach wie vor die Übergewichtsraten, die schon seit längerem bei 11,7 Prozent auf hohem Niveau stagnieren. Im Vergleich zu NRW ist die Rate im Rhein-Kreis Neuss leicht erhöht. "Besonders Sorge machen uns türkische Jungen, deren Anteil an den Übergewichtigen bei 31,4 Prozent liegt", berichtet Carsten Rumpeltin, Geschäftsführer der Gesundheitskonferenz des Rhein-Kreises Neuss. Kreisdirektor Hans-Jürgen Petrauschke warnt allerdings davor, einzelne Bevölkerungsgruppen an den Pranger zu stellen.

Eine gute Entwicklung im Kreis weist hingegen die Impf-Rate auf. 85,1 Prozent aller Schulneulinge haben 2007 einen ausreichenden Impfschutz. Bei Masern-Mumps-Röteln sind es sogar 91,4Prozent. Damit liegt der Kreis deutlich über dem Landesniveau. Allerdings haben die Statistiker hier mehr als 500 Kinder, für die kein Impfbuch vorlag, nicht berücksichtigt, so dass die Zahlen möglicherweise ein zu positives Bild zeichnen.

Die mit der Erhebung gewonnen Daten sind eine wichtige Grundlage für die Gesundheitsplanung. "Der Bericht zeigt, wie gezielt investiert werden kann", sagt Dezernent Karsten Mankowsky. Bereits auf der Grundlage des Vorgängerberichts hat der Kreistag das "Aktionsprogramm Kinder- und Jugendgesundheit" verabschiedet, in dem Gesundheitsziele und Projekte zu den Themen Bewegung, Ernährung, Sprache und Sucht definiert wurden.

Das neueste Projekt trägt den Titel "Eltern können es auch" und richtet sich an Eltern von Kindern im zweiten und dritten Lebensjahr mit dem Ziel, noch früher mit sprachlichen Hilfen anzusetzen. Im Rahmen dieses Projekts sollen Eltern von Kleinkindern mit Sprachdefiziten durch Logopäden geschult werden, eine optimale Sprachlernumgebung für die Förderung ihrer Kinder zu gestalten.