Schiedsverfahren - Günstig: Schlichten statt streiten

Sechs Ehrenamtler suchen in Konflikten nach einer zufriedenstellenden Lösung für alle Seiten.

Meerbusch. TV-Moderator und Schandmaul Stefan Raab machte den Streit um den Maschendrahtzaun berühmt. Der wurde zum Synonym für Nachbarschaftsstreitigkeiten, die sich an Kleinigkeiten entzünden können. Darin liegt ihr Wesen, hat Heiko Bechert, Leiter des Fachbereichs Ordnung, erkannt: "Oftmals liegen dem aktuellen Streit jahrzehntelange Konflikte oder alte Verletzungen zugrunde." Über 43 Jahre erstrecke sich die älteste ihm bekannte Auseinandersetzung.

Auch solche festgefahrenen Strukturen zu lösen und die streitenden Parteien an einen Tisch, zumeist den eigenen, zu holen - dies ist die Aufgabe von Schiedsleuten. Sechs, eine Frau und fünf Männer, nehmen diese Aufgabe in Meerbusch wahr. Arbeitslos sind sie nicht.

Unkompliziert, unbürokratisch, kostensparend - ein Verfahren bei der Schiedsperson (Bechert: "In Sachsen nennt man sie Friedensrichter") ist die günstigste Art und Weise, eine Einigung zu erreichen: 25Euro kostet ein Vergleich. Bechert: "Billiger wird kein Konflikt gelöst."

Doch der Weg steht nicht allen offen. "Beim Schiedsmann muss man seinen Gegner treffen, und da macht mancher Beschwerdeführer einen Rückzieher: "Anzeigen würde ich ihn gerne, aber mit ihm reden will ich nicht", schildert Bechert die Reaktion. Der Weg zum Gericht steht diesen Kandidaten nicht immer offen. Die Staatsanwaltschaft geht Anzeigen nur nach, wenn ein öffentliches Interesse besteht.

Schiedsleute sind zur Verschwiegenheit verpflichtet, "befangen" sind sie nie. Sie sind Mittler und Protokollanten. "Natürlich kennen wir viele Leute im Dorf", sagt Lau. "Und die duze ich auch im Verfahren. Das ist doch normal!"

Heinz Dieter Steinfels wirft gerade diese Vertrautheit mit den Gegebenheiten in die Waagschale. Oftmals könne man eine Klage auch schon im ersten Gespräch mit dem Beschwerdeführer entschärfen. "Die Zahl solcher Tür-und-Angel-Fälle ist wesentlich höher als die der Schiedsverfahren." Steinfels versteht seine Aufgabe ganz einfach als Dienst, um auf einvernehmliche Art "ein bisschen Ruhe im Dorf zu haben."