Strümp: Aufbruchstimmung im Pappkarton

Im Gespräch: Die Jugendinitiative Meerbusch (JIM) arbeitet mit neuem Vorstand an ihrem negativen Image.

Strümp. Das Doppel-Konzert von Planlos und TV Smith im Pappkarton vor zwei Wochen war der Startschuss. "Uns gibt es noch - oder wieder", umschreibt es Stephan Ippers, Vorsitzender der Jugendinitiative Meerbusch (JIM). Denn gut drei Jahre lang war es ziemlich still geworden um das einzige von Jugendlichen selbst verwaltete Jugendzentrum Meerbuschs.

Das soll sich nun ändern: "Wir denken darüber nach, vier Konzerte im Jahr durchzuführen", erzählt Ippers, der dabei nicht zuletzt auf die Beziehungen von Sascha Utecht baut. "Er verfügt über die entsprechenden Kontakte und weiß auch, was die Bands von uns erwarten", sagt die zweite Vorsitzende Sandra Kruse über den Ex-Drummer der Gruppe Massendefekt, der im JIM-Vorstand das Amt des Musikbeauftragten übernommen hat.

Doch eine Voraussetzung muss stets erfüllt sein: "Wir wollen nicht in Konflikt mit unserem unmittelbaren Umfeld geraten", verspricht Ippers den Austausch mit den Nachbarn. Das war in der Vergangenheit nicht immer ganz so einfach, vor allem mit der Grundschule habe es öfter mal Ärger gegeben. "Dabei machen wir bei unseren Aufräumaktionen auch den Hof der Martinus-Grundschule sauber", so Ippers, der zudem hinzufügt: "Nicht jeder Dreck stammt immer von uns."

Ippers ärgert sich auch darüber, dass der Pappkarton nach außen bisweilen wie ein Hort der Kriminalität verunglimpft wird. "Als bei uns einmal acht und einmal 13 Euro in der Kasse fehlten und wir keine Anzeige erstatten wollten, hieß es, wir kehren doch nur alles unter den Teppich. Das ist doch einfach lächerlich." Zur Polizei pflege man inzwischen einen guten Kontakt. "Die kommen sogar vorbei und sagen Hallo", berichtet der Vorsitzende.

Die teilweise bis zu 50 Jugendlichen, die sich in der Zeit, als das Jugendzentrum zumeist geschlossen war, am Fouesnantplatz trafen, haben den Pappkarton jedenfalls neu für sich entdeckt. Das liegt vor allem an den Öffnungszeiten, täglich steht den Zwölf- bis 18-Jährigen aus allen Meerbuscher Stadtteilen die Tür ab 15.30 Uhr bis spätestens 23 Uhr offen. Das bedeutet natürlich viel Stress für den im Sommer neu gewählten Vorstand um die "alten Hasen" Ippers und Holger Losse (Kassierer) sowie die fünf Mitstreiter, die alle jünger als 20 Jahre sind.

Zum Teil noch jünger war der vorherige Vorstand, der sich nach ziemlich kurzer Dauer "in Wohlgefallen auflöste", wie Ippers sich ausdrückt. "Nicht im Streit, aber der eine hat sein Studium begonnen, der andere eine Ausbildung, ein Dritter musste zur Bundeswehr und so weiter."

Nicht mehr da ist auch Sozialarbeiterin Ella Lourenco. Die zweifache Mutter habe aus persönlichen Gründen den Halbtagsjob (20 Stunden die Woche, Personalkostenzuschuss von der Stadt) aufgegeben. "Der Job ist nun mal nicht toll bezahlt, und die Arbeit fängt erst nachmittags an", spekuliert Ippers über die Gründe.

Ein Nachfolger wird dringend gesucht, ist aber noch nicht in Sicht. "Wir hatten schon einen fest an der Angel, aber der teilte uns zwei Tage vorher mit, er hätte was Besseres gefunden", zuckt Losse mit den Schultern. Das Aufgabengebiet wäre ziemlich genau umrissen: Ansprechpartner für die Jugendlichen sein, Kontinuität vermitteln und ein konzeptionelles Programm erarbeiten, was man alles machen könnte - und was man lieber lässt.

Bislang läuft es nämlich so: "Was von den Jugendlichen selbst kommt, funktioniert, vieles andere nicht", so Ippers. Was jedoch sehr gut klappt, ist das im Juli eingeführte Rauchverbot. Nur bei den Konzerten drücke man schon mal ein Auge zu. Ippers: "Wir rennen hier bestimmt niemandem mit einem Eimer Wasser hinterher, wenn 180 Leute im Pappkarton sind."