Ärger über fehlendes Bahnhofs-WC
Da es auf dem Bahnhof aktuell keine Toiletten gibt, weichen viele Menschen auf die umliegenden Gaststätten aus.
Neuss. Alexandra und Ralph Heinz sind sauer. Normalerweise freuen sich die Inhaber der Gaststätte „Flotte Theke“ am Theodor-Heuss-Platz über Gäste. Doch viele kommen derzeit nur, um ihre Toilette zu benutzen. Dass es auf dem Gelände des Neusser Hauptbahnhofs aktuell keine Möglichkeit gibt, sich zu erleichtern, bekommen die beiden direkt zu spüren. „Es ist eine Unverschämtheit von der Bahn, die Reisenden komplett ohne Toiletten stehenzulassen. Schließlich ist Neuss ein Knotenpunkt. Nicht nur für Umsteiger Richtung Mönchengladbach oder Krefeld“, sagt Alexandra Heinz, die jedoch volles Verständnis für die Reisenden aufbringen kann: „Es gibt halt einfach keine andere Möglichkeit.“
Von Gästen, die nichts essen oder trinken, werden in der „Flotten Theke“ 50 Cent pro Toilettengang fällig — außer für Kinder und Schwangere. „Das tut mit zwar leid, aber das müssen wir so machen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass wir alle hier am Platz aus verschiedenen Gründen einen kleinen Obolus nehmen“, sagt Alexandra Heinz. Zudem würde es sich laut der Inhaberin schnell herumsprechen, dass man in der „Flotten Theke“ umsonst die Toilette nutzen kann.
Das Problem: Seit Dezember vergangenen Jahres werden die Gaststätte „Drehscheibe“ und der Kiosk auf dem Bahnhofsgelände umgebaut. In beiden Räumlichkeiten hatten Fahrgäste zuvor die Möglichkeit, sich zu erleichtern — diese fallen aber derzeit weg. Zudem betreibt die DB Station&Service in Neuss keine eigenen Toiletten — doch das Problem soll bald behoben werden. „Aktuell werden Pächterflächen umgebaut. Nach Abschluss wird der neue Pächter wieder eine WC-Anlage vorhalten. Eine Inbetriebnahme ist für Mai 2016 geplant“, sagt eine Bahnsprecherin.
Eine Maßnahme, die Irenka Hrsto begrüßen würde. Auch die Inhaberin der Stadtschänke ärgert sich über die Toilettenlage am Neusser Hauptbahnhof. „Gerade weil wir nur zwei Toiletten haben“, sagt sie. „Es ist einfach unmöglich von der Bahn.“ Bei Gästen, die die Toilette so hinterlassen, wie sie sie vorgefunden haben, sei dies auch kein Problem. „Wenn man mich nett fragt, nehme ich noch nicht einmal etwas dafür“, sagt Irenka Hrsto. Nicht selten sei jedoch das Gegenteil der Fall, so dass zwischendurch unliebsame Reinigungsarbeiten anstehen.
Für manche Fahrgäste ist der Weg in die umliegenden Gaststätten zu umständlich — sie erleichtern sich unerlaubterweise nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt. Paul Janßen hat eine bestimmte Stelle ausgemacht — am Theodor-Heuss-Platz hinter einem Werbeschild in der Nähe des Taxistandes. „Da ist ein regelrechter Jauchehügel zu finden“, sagt der Reuschenberger, der dort sogar schon benutzte Unterhosen gesehen hat. „Wenn man nicht aufpasst, tritt man in Kot“, sagt Paul Janßen.
Noch mindestens zwei Monate müssen sich die Gaststätteninhaber am Theodor-Heuss-Platz mit der Situation am Neusser Hauptbahnhof arrangieren — Alexandra und Ralph Heinz haben jedoch eine Idee, wie die Bahn Abhilfe verschaffen kann. So könne das Verkehrsunternehmen einen provisorischen Toilettenwagen aufstellen und pro Gast dann 50 Cent nehmen.