Aktion verdeutlicht Wünsche für die OGS

Viele Betroffene listeten auf, was in Dormagen bei der Nachmittagsschule besser werden kann.

Foto: Anja Tinter

Dormagen. Wer gestern Morgen zwischen 9 und 10.30 Uhr am Paul-Wierich-Platz vor dem Historischen Rathaus vorbeikam, fühlte sich vielleicht an eine Waschmittelwerbung aus den 1970er oder 1980er Jahren erinnert, bei der frisch gereinigte Kleidungsstücke auf einer endlos langen Leine demonstrieren sollten, wie viel Kraft in dem beworbenen Pulver steckt. Mit den unzähligen T-Shirts, bunt und weiß, aus Stoff und aus Papier, die auf dem Wierich-Platz im Wind flatterten, wurde aber eine andere Absicht verfolgt.

Die Träger, Mitarbeiter, Lehrer und Kinder der Offenen Ganztagsschulen (OGS) in der Stadt hatten auf den Hemdchen ihre Wünsche notiert, die die Arbeit in den OGS unterstützen und verbessern sollen. Die Aktion war Teil der zurzeit landesweit laufenden Kampagne „Gute OGS darf kein Glücksfall sein“, bei der sich die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen vor allem für verbindliche Standards in den Offenen Ganztagsschulen einsetzen.

Während Kinder aus den örtlichen OGS Passanten mit Informationsblättern zum Thema versorgten und auch mit kleinen Trommeln und Rasseln unüberhörbar auf ihre Anliegen aufmerksam machten, übergab Monika Scholz, die Rektorin der Erich-Kästner-Grundschule, eine Mappe an Bürgermeister Erik Lierenfeld. In der befanden sich einige zentrale Forderungen, darunter die nach gut ausgebildetem Personal und einem größeren Platzangebot. „Wir haben den Auftrag aus der Politik ernst genommen und aufgelistet, was wir uns unter einer guten Nachmittagsschule vorstellen“, sagte Scholz. Geld, Räume, Mitarbeiterzuwachs sind die größten Posten, doch auf den T-Shirts waren auch viele kleine Wünsche nachzulesen. Mehr Grün auf dem Schulhof, mehr Rückzugsmöglichkeiten, mehr Zimmer zum Toben, besseres Essen, Musikanlage, neue Spielgeräte — die Reihe war noch sehr viel länger.

Lierenfeld sagte zu, dass sich die Verwaltung mit der Themenmappe beschäftigen und die Politik eingebunden werde. „Ich werde die Unterlagen dem Schul- und dem Jugendhilfeausschuss zur Verfügung stellen, vielleicht auch dem Rat“, versprach der Verwaltungschef.

In vielen sei er mit den OGS-Vertretern einer Meinung, „viele Forderungen kann ich nachvollziehen“, sagte er — so zum Beispiel den Wunsch nach mehr Geld, den er auch bereits der frisch gewählten CDU-Landtagsabgeordneten Heike Troles mit auf den Weg gegeben habe. „Dennoch sind die Mittel der Kommune begrenzt, und wir werden nicht das Füllhorn über den Offenen Ganztagsschulen ausschütten können.“ Allerdings sei zu prüfen, was sich in Dormagen noch umsetzen lasse, ohne dass zusätzliche Kosten entstünden.

Eine klare Absage erteilte Lierenfeld dem Wunsch nach Einzäunung von Schulgelände („Ich möchte nicht, dass unsere Schulen wie Knäste aussehen“), und auch flexiblere Abholzeiten der Kinder seien in einem geordneten Betrieb kaum realisierbar. „Wir kriegen es wahrscheinlich nicht so hin, dass die Kinder kommen und gehen können, wie sie wollen“, sagte er. Nichtsdestotrotz lobte er den Einsatz von Kindern und Erwachsenen aus den OGS als wertvollen Beitrag zur Demokratie.