„Alau“ - was für ein cleverer Kompromiss
Die Jecken müssen sich entscheiden: „Alaaf“ und „Helau“ sorgen für einen närrischen Wettstreit in den Städten des Kreises.
Rhein-Kreis-Neuss. "Helau" oder "Alaaf"? Bloß jetzt nichts Falsches sagen! Wer sich in der närrischen Zeit keine Feinde machen will, der wählt den jeweils richtigen Karnevalsruf. Die Hochburgen der tollen Tage sorgen im südlichen Rhein-Kreis-Neuss für wahre Glaubenskonflikte: Ist ein Dormagener nun eher ein Kölner oder ein Düsseldorfer? Wie sieht das mit den Rommerskirchenern aus? Wofür entscheiden sich die Grevenbroicher? Die WZ forschte nach dem "Helau-Alaaf"-Äquator - und entdeckte Erstaunliches.
Am schwersten hat es Dormagens Bürgermeister Heinz Hilgers. Bei seinen "jecken Touren" durch die Stadt heißt es: "opjepass!" Denn in den Stadtteilen Delhoven, Zons, Hackenbroich, Dormagen-Mitte und Gohr muss er "Alaaf" rufen, in Stürzelberg, Nievenheim und Delrath dagegen "Helau". Und die Straberger stoßen gar ein "Bösch, Bösch" ("Busch", "Busch") aus - eine Anspielung auf das Waldgebiet rund um die Ortschaft.
"Das ist schon schwierig", sagt Dormagens Pressesprecher Harald Schlimgen. "Aber soweit ich weiß, hat sich der Bürgermeister noch nie verrufen." Schlimgen sieht seine Stadt als besten Beweis dafür, dass "kölsche" und Düsseldorfer Traditionen zu einem harmonischen Kompaktpaket verschmelzen können. "Sozusagen two in one", meint Schlimgen.
"Two in one", also "zwei in einem", lautet auch die Devise in Rommerskirchen. Um jeden Streit zu vermeiden, zogen dort die Jecken "Alaaf" und "Helau" einfach zusammen. Clever! Herausgekommen ist der Kompromiss "Alau". Karl-Josef Eichel, Ex-Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft "Ruut-Wiess" Rommerskirchen weiß noch, wie es dazu kam: "1954 ist unsere Gesellschaft gegründet worden. Da Rommerskirchen geografisch genau zwischen Köln und Düsseldorf liegt, wollten die Gründer bewusst einen Ruf, der sich aus ’Helau’ und ’Alaaf’ zusammensetzt." Warum man dem "Alau" einem "Helaaf" den Vorzug gab, kann auch Eichel nur vermuten: "Das hörte sich wahrscheinlich besser an."
Hingegen haben sich die Grevenbroicher allen Unkenrufen zum Trotz geschlossen auf "Helau" geeinigt. Auch die Gustorfer rufen nicht etwa "Alaaf". "Wir sind im Karneval zwar mehr an Köln orientiert", räumt Ewald Wörmann von den "Närrischen Sprötz-Trupp" ein. "Aber aus Tradition rufen wir ’Helau’."
Das musste auch der Präsident des Neusser Karnevalsausschusses Alfons Buschhüter erfahren, der den "Sprötz-Trupp" am Donnerstag besuchte. Buschhüter: "Mittlerweile frage ich vorher immer nach. Im Karneval komme sich soviel rum, dass ich mir nicht alle ’Alaaf’ oder ’Helau’ - Gebiete merken kann. Darüber hinaus haben ja einige Ortschaften noch ihre ganz eigenen Rufe", sagt er.