Neuss: Keine Gnade - Amtskette ist jetzt rot-weiß
Wenn et Trömmelche jeht, stonn die Jecke all parat: Ohne großen Widerstand zu leisten, übergab Herbert Napp den Stadtschlüssel an die Narren.
<strong>Neuss. Das war denn wohl doch etwas übertrieben. "Guten Morgen, liebe Sorgen", kommt es einem der offiziellen Karnevalisten Donnerstag Morgen über die Lippen. Da ist es 10.45Uhr, das Rathausfoyer schon ganz auf Narren eingestellt, und die Rot-Weißen und Blau-Weißen sammeln sich, die ersten Biere gehen weg wie nix. Eine Etage drüber: Bürgermeister Herbert Napp, ganz allein am Schreibtisch, eine Pseudo-Arbeitsmappe vor sich. Und den Schlüssel natürlich. "Glücklicherweise", sagt er, hat ihm Frau Rosenberger vom Büro der Stadtvertretung seinen eher schäbigen Schlips abgeschnitten.
Oberpfarrer hat das Bützrecht an den Bürgermeister abgegeben
Er trägt Prinzen- und Karnevalsausschuss-Orden. Den hat er einen Tag vorher bekommen, mit Oberpfarrer Guido Assmann. Der aber wollte die Pagin nicht bützen, erzählt er, und, noch ganz Bürgermeister: "Auf diesen Sachverhalt aufmerksam gemacht, hat er dann das Bützrecht an mich abgetreten."
Aber dann kommen sie. "Hexenkessel", murmelt der Stadtchef, und: "So nimm denn, Schicksal, deinen Lauf."
Zwei Wünsche hat er noch frei. Mantel und Schal. Gewährt. Dann die obligatorischen Ketten, alles eher ruhig, sehr gesittet - Routine. Das war’s dann auf der Bürgermeisterebene. Hinter den Narren wird abgeschlossen.
Für das Clown-Paar Anke und Dieter Linnartz ist Altweiber auf dem Markt jedes Jahr ein festes Ritual: "Wir versorgen die Kinder, dann ziehen wir uns um und stehen spätestens ab 10.45Uhr hier. Wir haben heute und morgen Urlaub genommen."
Sandra Oleimeulen brauchte sich nicht frei zu nehmen, an ihrer Schule fiel der Unterricht heute gleich ganz aus. "So hatte ich mehr Zeit für mein Kostüm, das hat mich gefreut", sagt die Schülerin, die als farbenfrohe Mischung aus Clown und Pumuckl gekommen ist.
Dass für die Herren der Schöpfung an Altweiber Schluss mit lustig ist, findet Teufelchen Anita Maaßen richtig gut. "Wir können gut unter uns feiern", sagt die Kaarsterin, die mit Schwester Doris und Freundin "Engelchen" Jenny Specht auf den Markt gekommen ist.