Artenschutz in Kaarst: Tierschutz in luftiger Höhe
RWE hat Schutz-Markierungen entwickelt, die an die Leitungen montiert werden.
Kaarst. Michael Wahl und Bernd Birkholz blicken in den Himmel. In über 40 Metern Höhe baumeln die Stäbe über den Köpfen der RWE-Mitarbeiter leicht im Wind.
Am Blitzschutzseil zwischen den Masten 14 und 15 am Klärwerk in Kaarst hat der Energiekonzern Vogelschutz-Markierungen installiert. Für dieses Engagement wurde der Stromanbieter von der Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelschutz mit einem Naturschutzpreis ausgezeichnet.
Im Jahr 2000 hat RWE sich selbst verpflichtet, seine Hoch- spannungsfreileitungen zu markieren. In Studien wurde festgestellt, dass besonders große Vögel gegen die Seile zwischen den Masten fliegen. Gefährdet sind vor allem Wasservögel wie Schwäne oder Reiher.
"Die Tiere können die Seile nicht gut sehen, dazu kommt, dass die großen Vögel besonders manövrierunfähig sind", sagt Michael Wahl vom RWE Rhein-Ruhr Netzservice.
Besonders das Erd- oder Blitzschutzseil, das der Sicherheit dient, stellt eine Gefahr dar. Im Gegensatz zu den Stromkabeln, die doppelt hängen, hängt es einzeln an der Spitze der Masten. Zwar fließt kein Strom durch das Erdseil, doch bei einer Kollision können die Tiere sich zum Beispiel einen Flügel verletzen und sterben.
Zwischen 2002 und 2005 wurden spezielle Markierungen entwickelt und getestet. RWE stellte für das Vogelschutzprojekt 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Eine solche Markierung muss nicht an allen Leitungen montiert werden. Besonders betroffen sind die Masten in der Nähe von Gewässern.
Drei Prozent der 44000 Strommasten von RWE werden mit der Markierung ausgestattet. Bisher läuft das Projekt sehr erfolgreich. Nach Angaben von RWE ist die Kollisionsrate um etwa 90 Prozent reduziert worden. "Wir haben in diesem Jahr noch keine verletzten Vögel gefunden", sagt Wahl.
Auch im Rhein-Kreis Neuss wurden sieben Felder zwischen Masten mit der Markierung ausgestattet, davon stehen drei im Bereich des Kaarster Sees. "Wir haben sie hier in Kaarst seit 2005", sagt Bernd Birkholz von RWE, der im Bereich Neuss für die Hochspannungsleitungen verantwortlich ist.
Sein Kollege Michael Wahl ergänzt: "In acht bis zehn Jahren werden wir die Vogelschutz-Markierungen hier wohl austauschen müssen." Denn mittlerweile wurde eine neue Markierung entwickelt, die bis zu 40 Jahre halten soll.