Grevenbroich: Brandschutz - Im Notfall geht es durch den Schlauch
Guten Rutsch: Die kleinen Testpersonen im Kindergarten am Hartmannweg hatten gestern bei der Übung vor allem Spaß.
Grevenbroich. "Schuhe aus und mit den Füßen zuerst" - so lautet gestern das Kommando im Kindergarten am Hartmannweg. Die alljährliche Brandschutzübung steht an. Joshua, Felix und Lennart stehen am Fenster. Sie wollen zuerst rutschen. Seit zwei Jahren ist der Kindergarten in der Stadtmitte mit einem so genannten Personenrettungsschlauch ausgestattet.
Der etwa vier Meter lange Schlauch wird mit wenigen Handgriffen aus einer unscheinbaren Kiste am offenen Fenster im ersten Obergeschoss der Kita heruntergelassen. "Die Handhabung ist wirklich sehr einfach. Ungeübte Personen brauchen maximal zwei Minuten, um den Schlauch aufzubauen", sagt Horst Hohensee, Technischer Leiter der Firma Thoms, die die Notrutschen herstellt und weltweit vertreibt.
Auf den ersten Blick sieht der alternative Fluchtweg allerdings nicht ganz so vertrauenserweckend aus. Das bloße Herabhängen aus dem Fenster lässt den Schluss zu, dass man von oben einfach herunterplumpsen könnte. "Weit gefehlt", erklärt Horst Hohensee.
"In den Schlauch sind spiralförmig Stoffhüllen eingenäht, so gleitet man ruhig und mit gleichmäßiger Geschwindigkeit abwärts. Das heißt, der Körper rutscht in einer ständigen Linkskurve sanft durch den Schlauch und man hat nie das Gefühl zu fallen." Die Geschwindigkeit reguliert sich durch leichtes Spreizen und Anwinkeln der Beine.
Und dann kann es endlich los gehen. Joshua ist der Erste. Er findet das Rutschen toll, möchte gleich nochmal. Die meisten Jungen und Mädchen haben keinerlei Scheu vor dem Rettungsschlauch - im Gegenteil, es macht ihnen sogar Spaß.
Etwa sieben Minuten dauert das Prozedere, um 40 Kinder und acht Erzieher nach unten zu schleusen. "Wir versuchen, die Kinder spielerisch auf den Ernstfall vorzubereiten", sagt Peter Hilgers, Leiter der Brandschutzstelle, und früher selbst aktiver Feuerwehrmann.
In Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen findet parallel zur Übung eine Brandschutzerziehung im Kindergarten statt. So kann auch den kleineren Kindern vermittelt werden, um was es eigentlich geht. Einmal im Jahr wird das Kindergartenpersonal geschult.
Der Schlauch sei eine gute Alternative zur Rettungstreppe oder -rutsche und zudem wesentlich günstiger, so Hilgers. Er wird vor allem in Gebäuden eingesetzt, in denen die baulichen Voraussetzungen keine anderen Maßnahmen zulassen.
Sieben Grevenbroicher Kindergärten sind mittlerweile mit den Rettungsschläuchen ausgestattet. 137000 Euro hat die Stadt insgesamt für Brandschutzmaßnahmen in den städtischen Kindergärten ausgegeben. "Das Geld ist auf jeden Fall gut investiert", betont Peter Hilgers. "Wir können mit gutem Gewissen sagen, unsere Kindergärten sind sicher".