Neusser Palliativstation - Nicht heilen, aber lindern

Die einzige Palliativstation im Rhein-Kreis-Neuss gibt es in der Etienne-Klinik.

Neuss. Mediterranes Ocker an den Wänden, Sitzgelegenheiten überall, im Wintergarten laden Palmen und Liegen zum Entspannen - ein friedvoller Ort, ein Krankenhaus. Beim Betreten der Palliativstation im ersten Obergeschoss der Johanna-Etienne-Klinik ist es vor allem die Ruhe, die auffällt: kein klirrendes Geschirr, keine hektisch herumlaufenden Schwestern, keine Betten, die über den Flur geschoben werden.

"Eine Palliativstation darf nicht mit einem Sterbe-Hospiz verwechselt werden", sagt Markus Richter, Geschäftsführer der St. Augustinus-Kliniken, der Träger des Etienne-Krankenhauses. Er erläutert: "Hier geht es um die Therapie von Patienten mit einer fortgeschrittenen nicht-heilbaren Erkrankung."

Es geht nicht um Heilung, sondern Linderung. Zwar verleben Patienten hier auch ab und an ihrer letzten Tage. Dies sei aber nicht der eigentliche Sinn der Station, betonen die Ärzte und Schwestern immer wieder.

Vielmehr dreht sich alles darum, die Würde der Erkrankten zu bewahren. "Das Wissen um den eigenen baldigen Tod braucht nun mal eine intensive psychologische Betreuung", sagt Dr. Werner Moser, Oberarzt der Anästhesie und ausgebildeter Palliativ-Mediziner.

Und dabei spielt vor allem Zeit eine große Rolle. "Eine Durchrausch-Visite von den Ärzten ist auf dieser Station auf keinen Fall angebracht", sagt er. Auch ausführliche Gespräche mit Angehörigen sind an der Tagesordnung.

Sechs Patienten können gleichzeitig auf der Station sein, die im Oktober 2006 eingerichtet wurde, jeweils in Doppelzimmern. Der Alltag sei ein gänzlich anderer als in den übrigen Bereichen des Krankenhauses, erklärt Dr. Thekla Schwarzlose, Oberärztin der Inneren Medizin.

Zum Beispiel können die Patienten selbst bestimmen, wie lange sie schlafen und wie sie den Tag verbringen wollen. "Auch das Rauchen im Wintergarten kann man diesen Patienten nicht mehr verbieten", sagt Dr. Werner Moser.

Das Thema Tod schwebt in den Gesprächen zwischen Ärzten und Kranken häufig mit. Allerdings soll es bewusst nicht den Alltag der Patienten bestimmen. Das kann auch Doris Blümel bestätigen. Die 66-Jährige ist an Gallenblasenkrebs erkrankt.

"Daran werde ich hier aber nicht oft erinnert", sagt sie und ergänzt: "Ich bin sehr froh, dass ich hier sein kann. Die ganze Aufmerksamkeit, die man von den Ärzten bekommt, tut mir gut. Außerdem geht es längst nicht so hektisch zu wie auf anderen Stationen."