Rhein-Kreis-Neuss: Transport - Spritpreis lässt Spediteure zittern

Vor allem die Logistik-Branche sieht sich durch die Preisentwicklung für Diesel bedroht.

Rhein-Kreis Neuss. Der Griff zum Zapfhahn an der Tankstelle ist kein teurer Spaß, sondern notwendiges Übel. Sowohl für Privatleute als auch für Unternehmen sind mit den Preissteigerungen der vergangenen Monate mitunter nicht nur Ärger und Empörung, sondern auch Existenzängste verbunden.

Vor allem die Transport- und Logistikbranche hat mit den teureren Dieselpreisen zu kämpfen. Einige der Speditionen können die Kosten allerdings an ihre Kunden weitergeben, weil sie mit Vertragsklauseln für diesen Fall vorgesorgt haben.

"Wenn die Logistiker streiken, dauert es höchstens zwei Tage, und die Wirtschaft liegt brach."

Rolf Arand, Geschäftsführer der Spedition Arand in Dormagen

Zu den Spediteuren, die eine solche Verhandlungsbasis nutzen können, gehört beispielsweise die Arand Spedition in Dormagen. Sie bedient hauptsächlich Großkunden, darunter Miele, Bosch und Siemens.

"Wir haben Verträge, in denen Nachverhandlungen über die Frachtkosten ermöglicht werden, wenn die Spritpreise in einem bestimmten Zeitraum um festgelegte Beträge erhöht werden", erklärt Geschäftsführer Rolf Arand.

Das mache das Händeln der höheren Dieselpreise um einiges leichter. Dennoch treffe es die Branche hart. Ein Streik aber sei ein hartes Mittel, um Position gegen die Preiserhöhungen zu beziehen, so Arand: "Wenn die Logistiker streiken, dauert es höchstens zwei Tage, und die Wirtschaft liegt brach."

Einen Streik in der Logistikbranche hält einer seiner Kollegen, der nicht genannt werden möchte, für sehr unwahrscheinlich: "Das hat in Deutschland keine Tradition wie etwa in Italien oder Belgien." Die Spritpreise seien eine katastrophale Entwicklung, der nötige Aufschlag von mindestens fünf Prozent auf die Frachtkosten ließe sich nicht bei allen Kunden durchsetzen.

"So bleibt vielen Spediteuren nur die Wahl, zu den alten Preisen zu fahren oder gar nich, Doch auch ein minimierter Verlust bleibt ein Verlust." Somit fördere die Preissteigerung an den Tankstellen den ruinösen Wettbewerb und die Insolvenzen.

Dem stimmt auch Angelika Panzer zu. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Taxivereinigung Grevenbroich und sieht die Entwicklung "sehr negativ". Da Taxiunternehmen nach festgelegten Tarifen fahren müssen, "können wir nicht reagieren. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu diesen Preisen zu fahren oder gar nicht."

Höhere Tarife müssten auf Antrag vom Kreistag beschlossen werden. Ob dieser Antrag gestellt wird, wollen die Taxivereinigungen zusammen beraten. "Viele der Kollegen stehen vor dem Nichts, denn auch die Krankenkassen reduzieren ihre Zahlungen für Krankenfahrten immer mehr", fügt Angelika Panzer hinzu. Sie befürchtet, dass die Taxis in naher Zukunft immer häufiger durch Mietwagen ersetzt werden, die nicht den Tarifen unterliegen.

"Die hohen Energiepreise betreffen unseren Standort sehr stark", sagt auch Jürgen Steinmetz von der Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises Neuss. "Hier sind viele energie-intensiven Branchen wie Logistik, Chemieunternehmen und die Aluminiumindustrie, angesiedelt."

Deshalb versuche man, vor allem diese Branchen zu stärken, um sie weniger anfällig zu machen. Zudem habe man einen Beitrag zum Logistik-Wettbewerb des Landes eingereicht, um eventuell zusätzliche Förderung zu bekommen.

Für einen hat die Preiserhöhung bei den Kraftstoffen allerdings auch positive Nebenwirkungen: den öffentlichen Nahverkehr. "In den vergangenen Jahren verzeichnen wir gewaltige Zuwachsraten, weil immer mehr Menschen auf ihr Auto verzichten", sagt Jürgen Scheer, Pressesprecher der Stadtwerke Neuss (Swn). Genaue Analysen sollen nun zeigen, wo das Netz weiter ausgebaut werden muss.