Grevenbroich: Initiative - Fachwissen nutzen und Aufbauhilfe in Westafrika leisten

Guillaume Moussa hat einen Förderverein gegründet, um jungen Menschen in Westafrika neue Wege zu eröffnen. Sie sollen von seinen Erfahrungen als Aktuar profitieren.

Grevenbroich. "Ich hatte das große Glück, hier in Deutschland eine fundierte Ausbildung zu erhalten. Diese Möglichkeit hätte ich in meinem Heimatland Benin nicht gehabt", sagt Guillaume Moussa. Jetzt will er jungen Menschen in Westafrika neue Wege eröffnen.

Der 42-Jährige lebt seit 1991 in Deutschland und hat an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität Mathematik studiert. Heute lebt Guillaume Moussa in Grevenbroich und arbeitet als Aktuar - als staatlich geprüfter Versicherungsmathematiker - bei einer Neusser Versicherung.

Aktuare schätzen mit Hilfe von Mathematik und Statistik das Risiko von Versicherungen ein und sorgen dafür, dass die versprochenen Leistungen auch ausgezahlt werden können. In Moussas Heimatland Benin (Westafrika) arbeitet derzeit nur ein Aktuar.

Um Experten aus Übersee einzukaufen, fehlt das Geld, die Arbeiten werden mehr schlecht als recht von Laien erledigt oder bleiben ganz liegen. Dabei brauchen Benin und die anderen Staaten Westafrikas dringend fähige Aktuare, erklärt Guillaume Moussa.

"Viele Menschen dort leben von der Landwirtschaft und haben nur ein geringes Einkommen, so dass sie schon durch eine Missernte in Not geraten können. Aktuare helfen Versicherungen aufzubauen, die in solchen Fällen einspringen." Der Aufbau von Renten- und Krankenversicherungen ist eine weitere Aufgabe.

"Wenn wir vor Ort genug Fachleute ausbilden, wird ein großer Schritt in Richtung unabhängiger und dauerhafter Wirtschaftsentwicklung getan", ist Moussa zuversichtlich. Deshalb gründete der Grevenbroicher Anfang vergangenen Jahres den Förderverein "Aktuarwissen für Afrika" und übernahm den Vorsitz.

Der Verein hat 15 Mitglieder und arbeitet eng mit den Mathematikern und Finanzexperten der Münchener Uni zusammen. Mit einigen davon bereiste Moussa im Januar die Stadt Cotonou, wo im Herbst 2006 die ersten künftige Aktuare ihr Bachelor-Studium aufgenommen haben. Eine zweite Gruppe ist seit Anfang dieses Jahres dabei. Vorgesehen für die insgesamt 20 Studenten ist außerdem ein Praktikum in Deutschland oder Frankreich.

Für die anspruchsvollen Vorlesungen müssen Dozenten nach Benin eingeflogen werden. "Auch wenn sie nur eine Aufwandsentschädigung bekommen, müssen dennoch Flüge und Hotel bezahlt werden."

Die Studiengebühren von umgerechnet 275 Euro pro Semester können die Kosten nicht annähernd decken. Deshalb sucht der Förderverein Sponsoren. Außerdem sind die Ehrenamtlichen dabei, ein Studienhandbuch zu erstellen. Helfer, etwa für Übersetzungen ins Englische und Französische oder für die Betreuung der Webseiten sind willkommen.