„PeriTrack“ im Neusser „Lukas“ Konzept revolutioniert Krebs-Therapie
<irwordspace style="word-spacing 00625em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Neuss</irglyphscale></irwordspace> · Manchmal ist weniger mehr – wie beim „PeriTrack“, einem Behandlungskonzept, das Patienten rund um die Operation möglichst wenig zusätzlich belastet. Im Neusser Lukaskrankenhaus wird es bereits bei Dickdarm-Tumoren praktiziert und nun im Rahmen eines Pilotprojektes ausgeweitet.
(jus) So normal wie möglich, so eingeschränkt wie nötig: Auf diese knappe Formel ließe sich der Behandlungsansatz im „PeriTrack“ bringen, der derzeit im „Lukas“ bei der Therapie von Pankreastumoren implementiert wird. Auf Betreiben des Chefarztes Professor Doktor Alexis Ulrich wurde das Konzept erfolgreich für die Kolonchirurgie eingeführt und führte dort zu einer Erhöhung der Patientenzufriedenheit, kürzeren Liegezeiten und weniger Komplikationen. Deshalb wird es nun auch für die Bauchspeicheldrüsenchirurgie umgesetzt.
„Bei diesem multimodalen Behandlungskonzept geht es vor allem darum, den Patienten möglichst wenig aus seinem eigenen Gleichgewicht zu bringen“, erklärt Sandra Henn, Leitende Oberärztin der Chirurgischen Klinik I im Lukaskrankenhaus. „Das kann auch bedeuten, ‚alte Zöpfe abzuschneiden‘“, ergänzt die Viszeralchirurgin, also Abläufe und Vorgehensweisen zu hinterfragen, die für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte lange Zeit selbstverständlich dazugehörten. „Man muss loslassen können“, zeigt sie sich überzeugt – etwa wenn auf lange Nüchternphasen vor dem Eingriff oder eine Drainage verzichtet wird, die Magensonde entfällt oder bereits am ersten Tag nach dem Eingriff mit dem Kostaufbau und der Mobilisation begonnen wird.
Die Umstellung der Behandlungspfade und Prozesse sei „sehr gut angelaufen“, kann Henn erfreut berichten. Die Ergebnisse, die seit Start der Pilotphase Anfang November beobachtet wurden, sprechen für sich und bestätigen vorliegende Studien: Je weniger der Patient beeinträchtigt wird, desto schneller erholt er sich von der Bauchoperation, ist eher schmerzfrei und mobil und kann entsprechend früher in sein gewohntes häusliches Umfeld zurückkehren. Statt wie bisher bis zu 14 Tage im Krankenhaus zu verbleiben, könnte die Aufenthaltsdauer demnächst auf zehn Tage und weniger verkürzt werden. Dazu wird neben schonenden und kurzwirksamen Narkosemedikamenten auch beitragen, dass Tumore im Pankreas-Schwanz inzwischen standardmäßig, im Pankreas-Kopf immer öfter minimal-invasiv operiert werden. Zudem sei die Komplikationsrate ungewöhnlich niedrig. „Die Patienten, die wir im PeriTrack behandeln, sind deutlich aufgeklärter und zugleich motivierter, an ihrer Genesung mitzuwirken. Insgesamt sehen wir eine deutlich erhöhte Patientenzufriedenheit“, fasst Henn zusammen.
Das setzt voraus, dass die Betreuung vor, während und nach der Operation optimal ist. Dazu sei im „Lukas“ ein multiprofessionelles Team am Start, das eng zusammenarbeitet und neben Anästhesisten, Chirurgen und Onkologen natürlich Fachpflegekräfte, Physiotherapeuten, Ernährungsexperten und den Sozialdienst einschließt, wie das Rheinland Klinikum mitteilt. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Fast-Track-Assistentinnen, besonders qualifizierte Pflegekräfte, die bereits im Vorfeld beraten, begleiten und betreuen und auch nach dem stationären Aufenthalt des Patienten Kontakt halten. In der Einführungsphase wird besonders kritisch darauf geschaut, was Patienten wie bald nach der OP zuzumuten ist. Doch auch danach sei selbstverständlich immer die individuelle Verfassung des Patienten ausschlaggebend für die weitere Behandlung.