Neuer Treffpunkt für Drogenabhängige in Neuss Stadt und Kreis rechtfertigen Standort

<irwordspace style="word-spacing 00625em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Neuss</irglyphscale></irwordspace> · Anlieger der Rheintorstraße nutzten den Haupt- und Sicherheitsausschuss, um ihre Sorgen über das geplante Kontaktcafé zu platzieren.

Im Innenhof der Rheintorstraße 30 soll das Kontaktcafé in Form eines Containerbaus entstehen.

Foto: Simon Janßen

(jasi) Sichtlich genervt nahm Reiner Breuer die Schilderungen der Anlieger zur Kenntnis, bat darum, sich kurz zu halten und doch bitte eine konkrete Frage zu stellen. Am Ende schloss der Bürgermeister mit einem Angebot für ein persönliches Gespräch, weil dies „nicht der richtige Rahmen“ sei. Die Einwohnerfragestunde des Haupt- und Sicherheitsausschusses nutzten Bürger am Donnerstagabend, um ihre Sorgen rund um das geplante Kontaktcafé zu platzieren, das an der Rheintorstraße 30 installiert werden soll – zumindest versuchten sie es. Bei der Einrichtung handelt es sich um ein soziales Angebot für drogenabhängige Menschen.

Dass mit dessen Hilfe die Drogenszene an der Stadthalle aufgelöst werden soll – schon lange erklärtes Ziel von Stadt, Kreis und Politik – lässt an und rund um die Rheintorstraße die Alarmglocken schrillen. Bereits im Vorfeld der Sitzung hatten Anlieger im Gespräch ihre Sorge geäußert, das Umfeld der Rheintorstraße entwickele sich zu einem ähnlichen Hotspot. Beschwerdeführer sind unter anderem die Inhaberin einer benachbarten Boutique, der Leiter einer nahe gelegenen Kita und die Chefin eines Ateliers, das direkt an das künftige Kontaktcafé grenzt. Das Angebot, so betonen die Beteiligten, ist an diesem Standort als Übergangslösung konzipiert.

Die Entscheidung für den Standort und das Angebot basiert auf einer Zusammenarbeit zwischen der Stadt Neuss, dem Rhein-Kreis, der Kreispolizeibehörde sowie weiteren Akteuren. Der Rhein-Kreis koordiniert in seiner Zuständigkeit und gemäß einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung unter anderem das Angebot zur Schadensminderung für Menschen mit illegalem Drogenkonsum.

Tenor der durchaus sachlichen und unaufgeregten Diskussion am Donnerstagabend: den idealen Standort für solch eine Einrichtung gibt es nicht – aber es muss geholfen werden.

„Kranken Menschen“ müsse man ein Angebot machen

Bei den Besuchern von Kontaktcafés, so betonte Kreisgesundheitsdezernent Gregor Küpper, handele es sich schließlich um „kranke Menschen“, denen man ein Angebot zur Hilfe machen müsse. Schließlich würden in diesen Einrichtungen, wo der Konsum von Drogen streng verboten ist, auch Ausstiegsperspektiven aufgezeigt. Als positives Beispiel zog Küpper ein Kontaktcafé in Krefeld heran, das wesentlich größer sei als das geplante in Neuss – und wo es seit der Eröffnung keinen Kriminalitäts-Anstieg zu verzeichnet gebe.

Der Wunsch nach mehr Transparenz in Bezug auf die Standortsuche konnte (nachträglich) von Holger Lachmann, Beigeordneter für Bürgerservice, Sicherheit und Soziales der Stadt Neuss, erfüllt werden. Insgesamt zehn mögliche Orte waren in der engeren Auswahl für das Kontaktcafé. Dazu zählte zum Beispiel das Etexgelände (scheiterte unter anderem an der kurzfristigen Verfügbarkeit) oder die Augustinus- beziehungsweise Oberstraße, was sich wiederum zu sehr in der Nähe der Stadthallenszene befinde.

Am 12. Februar wird eine Informationsveranstaltung mit Vertreterinnen und Vertretern vom Rhein-Kreis Neuss sowie der Stadt Neuss für die Anwohnerinnen und Anwohner stattfinden. Dort wird das Konzept der Übergangslösung im Detail vorgestellt und Fragen beantwortet. Genaue Uhrzeit und Veranstaltungsort werden in Kürze bekannt gegeben.