B59: Rätselraten nach fünftem Unfall
Erneut geriet ein Lastwagen von der Fahrbahn ab, kam mit Glück aber noch in Schieflage zum Stehen.
Grevenbroich. Die Serie reißt nicht ab: Schon wieder ist am gestrigen Morgen ein Lkw in der Baustelle auf der Bundesstraße 59 in Schieflage geraten. Die Folge war wieder eine mehrstündige Straßensperrung, die anderen Verkehrsteilnehmer mussten umgeleitet werden. Es war bereits der fünfte Vorfall innerhalb weniger Wochen, bei dem ein Lastwagen von der nur drei Meter breiten Fahrbahn in der Baustelle abgekommen ist. Diesmal erwischte es gegen 7.30 Uhr einen 48-Jährigen Fahrer aus Aachen, der am Steuer eines 32-Tonners saß, so berichtet die Polizei. Er blieb unverletzt. Der Lkw musste von der Böschung abgeschleppt werden, war dann aber wieder fahrbereit. Die B 59 blieb für mehrere Stunden gesperrt.
Der Unfall gestern Morgen — und das ist die gute Nachricht — dürfte aber der letzte in dieser Baustelle gewesen sein. Klaus Dahmen, Projektleiter beim Landesbetrieb Straßen NRW, teilte Freitagmittag auf Nachfrage mit, dass am schon Nachmittag der Verkehr aus Köln in Richtung Grevenbroich auf die rechte Straßenseite zum Radweg hin geleitet werden solle. Damit entfalle die Gefahr, dass Lkw durch die Umleitung auf die linke Straßenseite nach links in die Böschung abgleiten könnten. Zudem solle bis zum Abend die Stahlleitplanke in der Mitte abgebaut werden. „Dann kann der Verkehr wieder in beide Richtungen fließen“, so Dahmen. Schilder würden auf die fehlende Markierung hinweisen, erklärt der Projektleiter weiter. Die Restarbeiten solltendann im Laufe der nächsten Woche durchgeführt werden, dabei könnte es nochmals zu kleineren Einschränkungen für die Verkehrsteilnehmer kommen.
Klaus Dahmen, Projektleiter
Die Häufung der Unfälle bezeichnet Dahmen als „ungewöhnlich“ und sagt: „Wir sind alle sehr entsetzt.“ Eigentlich sei in der Baustelle genug Platz, denn sogar eine Breite von nur 2,75 Metern wäre nach den Richtlinien möglich gewesen. „Eine Alternative wäre eine Vollsperrung in beide Richtungen gewesen“, erklärt er. Dann hätten die Unfälle vielleicht vermieden werden können, aber das Verkehrschaos wäre größer gewesen.
„So etwas habe ich noch nie gehabt“, sagt Dahmen, der immerhein seit 2000 als Bauleiter tätig ist, zur Unfallhäufung in der Baustelle. „Da ist man schon erleichtert, wenn man sagen kann ,Es ist vorbei’“, bekennt er. „Wir werden sicherlich noch ein Resümee ziehen und auch überlegen, was wir hätten anders machen können“, kündigt Dahmen zudem an.
Die Ursache für die Lkw-Unfälle vermutet Thomas Eilers, Fahrsicherheitstrainer beim ADAC-Fahrsicherheitszentrum, in der Verkehrsführung: „Bei der Häufung würde ich sagen, die Straße ist zu schmal.“ Der Fahrer im Lkw habe nur eine gewisse Perspektive. „Die Jungs gucken in den rechten Seitenspiegel, um die Leitplanke nicht zu touchieren“, sagt er. Dadurch gerieten sie zu weit nach links. Möglicherweise würden sie bei Dunkelheit und Regen gar nicht wahrnehmen, dass es links heruntergeht ins Feld. Wenn dann das Rad einmal von der befestigten Fahrbahn abkomme, sei es vorbei. „Das ist schlicht brutal eng“, findet er. „Da muss man sehr langsam und hoch konzentriert fahren.“ Die Lkw-Fahrer seien sicher nicht alle zu blöd, bricht er eine Lanze für sie. Erleichtert über das Ende der Baustelle ist auch Hermann Josef Krüppel. Der Inhaber des gleichnamigen Blumencenters hat durch die Teilsperrung und zeitweise Vollsperrungen große finanzielle Einbußen erlitten: „Wir hatten 40 bis 80 Kunden weniger jeden Tag“, sagt er über die Zeit der Bauarbeiten. Er kritisiert die Art, wie die Umleitungen ausgeschildert wurden: „Wie viele Leute wissen denn, wo die K 31 ist?“, fragt er. Wenn die Beschilderung anders — etwa mit Ortsnamen — gewesen wäre, hätte sein Geschäft es einfacher gehabt, glaubt er.