Bahnhof: Anwohner fordern Abbau des Radständers
Aus Sicht der Anlieger ist der Fahrradständer Treff für Dealer und Süchtige, sie fühlen sich belästigt. Der Bauausschuss berät heute über einen Umbau der Anlage.
Grevenbroich. Die 53 Fahrradständer am Bahnhof sollen umzäunt und (wieder) mit einem Dach versehen werden. Das ist die Beschlusslage, die heute dem Bauausschuss vorliegt. Anlieger haben kurzfristig eine Alternative eingereicht: Sie fordern die Politiker auf, für den Abbau der Anlage zu stimmen. Mit Fotos machen sie deutlich, warum: Die Bilder zeigen ihrer Meinung nach Drogendeals, Schlägereien und Festnahmen, die sich immer wieder rund um die Ständer ereignen sollen. „Das sind keine Einzelfälle“, sagt Manfred Jendrny, der am Bahnhof wohnt und den Antrag im Sinne seiner Nachbarn eingereicht hat. „Die Belastung der Anwohner hat das erträgliche Maß bei weitem überschritten.“
Schon seit mehr als einem Jahr versuchen die Anlieger, die Stadt davon zu überzeugen, dass die Fahrradständer abgebaut werden müssen — vergeblich. „Die Anlage ist ein täglicher Treffpunkt von Abhängigen, dort werden in hohem Maße Drogen verkauft und konsumiert, es kommt regelmäßig zu Schlägereien, Einsätze von Polizei und Krankenwagen sind nahezu an der Tagesordnung“, berichtet Jendrny. Zudem würden Schüler von Dealern angesprochen und Passanten angepöbelt. „Die Aggressivität der Abhängigen hat deutlich zugenommen, es herrscht ein so hoher Lärmpegel, dass man als Anwohner kaum ein Fenster öffnen kann“, sagt er. Nach Meinung der Anlieger des Bahnhofsvorplatzes wird die geplante Umzäunung keine Verbesserung bringen. „Der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass innerhalb weniger Tage die Türe der Einhausung offen stehen wird — mit dem Ergebnis, dass sich die Alkohol- und Drogenabhängigen dort wieder versammeln werden — unter für sie verbesserten Bedingungen, dank montiertem Dach“, meint Jendrny.
Manfred Jendrny, Anwohner
Grevenbroich hat sich um den Titel „Fahrradfreundliche Stadt“ beworben, aus diesem Grund sollen die Ständer erhalten bleiben. Das sei für die Anlieger nicht nachvollziehbar, meint Manfred Jendrny: „Man gibt Abstellplätzen für Fahrräder den Vorzug gegenüber unseren Sorgen und Nöten, das versteht hier niemand.“ Die Ständer würden ohnehin nur selten genutzt, nicht einmal zehn Räder würden dort zu den Hauptzeiten geparkt.
In ihrem Brief an den Bauausschuss fordern die Anlieger, die Ständer zu entfernen und sie anderweitig im Stadtgebiet zu verwenden. Der Bodenbelag aus Beton sollte herausgenommen und bepflanzt werden, die Nachbarn wollen sich um die Pflege des Beetes kümmern. Außerdem fordern sie, dass alle Sträucher und ein Stück der Hecke in Bienefelds Gässchen entfernt werden, „damit keine Rauschmittel mehr versteckt oder abgeschirmt die Notdurft verrichtet werden kann“.
Ob sich der Bauausschuss heute im Sinne der Anlieger entscheiden wird, ist noch offen. „Natürlich werden wir in der Sitzung über diese Sache ausführlich beraten“, sagt Vorsitzender Jürgen Linges (SPD). Er selbst zweifele aber daran, dass ein Abbau der Fahrradständer das Problem mit Drogen- und Alkoholsüchtigen am Bahnhof lösen werde. „Das hat ganz andere Ursachen“, meint Linges. In einer Bürgerversammlung im Frühjahr hatte Bernhard Wöltgen, Leiter der Polizeiwache, erklärt, dass der Bahnhof kein auffälliger Punkt im Stadtgebiet sei. „Die Kriminalitätsrate ist dort seit 2012 nicht gestiegen“, sagte er. Von Januar bis September 2016 sei die Polizei zu 103 Einsätzen ausgerückt. 29 Raddiebstähle seien gemeldet worden, es habe acht Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Bundesbetäubungsmittelgesetz gegeben. Aktuelle Zahlen konnte die Kreispolizei gestern nicht nennen.