Bald mehr Häuser am Bruchweg?
Hauseigentümern soll vorgeschlagen werden, einen Teil ihrer Grundstücke für den Bau neuer Häuser zu verkaufen.
Holzbüttgen. Der Planungsausschuss hat der Verwaltung eine Aufgabe gestellt: Sie soll herausfinden, wie groß das Interesse bei 31 Eigentümern von Häusern am Bruchweg ist, ihre bis zu 90 Meter langen Grundstücke im hinteren Bereich bebauen zu können. Ungefähr 60 Menschen ließen sich darüber jetzt im Bürgerhaus informieren. Die Begeisterung der allermeisten hielt sich jedoch in Grenzen.
Bis zum 9. November sollen sich die betreffenden Grundstückseigentümer gegenüber der Verwaltung erklären. Die Technische Beigeordnete Sigrid Burkhart gab zu verstehen, dass eine Enteignung auf keinen Fall in Betracht komme.
Karen Bergmann vom Planungsamt der Stadt Kaarst gab erste Informationen wie diese: „Eine schallschutztechnische Ersteinschätzung hat ergeben, dass dort eine Wohnbebauung möglich ist.“ Aus Grünland soll Bauland werden — das müsste die Grundstückseigentümer eigentlich freuen. Davon war jedoch nichts zu merken.
Sigrid Burkhart nannte die drei möglichen Optionen: „Sie können selber bauen oder auch nicht, in diesen Fällen sind Erschließungskosten von rund 45 Euro pro Quadratmeter fällig, bezogen auf das Grundstück, das bebaut werden soll.“ Bei einer Grundstücksgröße von 400 Quadratmetern kämen also rund 18 000 Euro an Erschließungskosten auf die Eigentümer zu.
Eine Alternative: Die Stadt kauft das Grundstück auf und zahlt 95 Euro pro Quadratmeter, Erschließungskosten fallen dann für den Verkäufer selbstverständlich nicht an. Zu berücksichtigen ist, dass von den enormen Grundstückslängen bis zu 13 Meter abgehen für Straße, Radweg und Grünstreifen. „Wir könnten auf einen getrennten Radweg verzichten und mit gut acht Metern auskommen“, erklärte Burkhart.
Hausbesitzerin vom Bruchweg
Planungsamtsleiter Bruno Schnur machte folgende Rechnung auf: „Wer 300 Quadratmeter Bauland verkauft, kann mit einem Erlös von mindestens 250 Euro pro Quadratmeter rechnen, also mit gut 75 000 Euro.“ Die Erschließungskosten beliefen sich auf knapp 15 000 Euro, so dass ein Gewinn von etwa 60 000 Euro möglich wäre. Die Pläne stießen dennoch überwiegend auf Skepsis.
„Ich hab’ den großen Garten satt“, sagte eine Eigentümerin. Sie stand mit ihrer Meinung ziemlich alleine da. „Zur enormen Lärmbelästigung am Bruchweg käme dann noch weiterer Lärm durch die neue Straße — dann habe ich keine Lust mehr, da weiterhin zu wohnen“, erklärte eine Hausbesitzerin vom Bruchweg, die bereits ein zweites Haus auf ihrem Grund und Boden errichtet hat.“
„Wie lange würde es dauern, bis dort gebaut werden dürfte?“, wollte ein Besucher wissen. „Mindestens zwei Jahre“, erklärte Schnur.
„Wenn man nicht von der Möglichkeit zu bauen Gebrauch macht, muss man dennoch höhere Grundbesitzabgaben zahlen“, gab ein Mann zu bedenken. „Die Kosten bringen uns alle um“, stöhnte ein anderer. Begeisterung hört sich ganz klar anders an. Bleibt abzuwarten, was auf den Fragebögen steht, die bis zum 9. November im Rathaus eingehen sollen.
Fakt ist, dass der Gesetzgeber eine Verdichtung bestehender Wohngebiete wünscht — unerwünscht ist dagegen die Ausweisung von Bauland auf der „grünen Wiese“. Ein weiteres Plus im vorliegenden Fall wäre die hervorragende Anbindung an die Regiobahn.