Barrierefreiheit in Neuss Ein Wartehäuschen wird zum Politikum

Norf · Zwei Umbauvorhaben gab der Bauausschuss jetzt frei, wobei sich das als besonders knifflig erwies.

Die Bushaltestelle vor dem alten Norfer Rathaus bekommt erstmals ein Wartehäuschen. Das ist ein Politikum.   Foto: -nau

Die Bushaltestelle vor dem alten Norfer Rathaus bekommt erstmals ein Wartehäuschen. Das ist ein Politikum. Foto: -nau

Foto: Christoph Kleinau

(-nau) Einmal in der Stunde hält ein Wagen der Buslinie 874 an der Haltestelle „St. Andreasstraße“ vor dem alten Norfer Rathaus. Dafür wurde die Fahrbahn dort auf einer Länge von etwa 30 Meter um 1,70 Meter verbreitert, wodurch eine kleine Busbucht entstanden ist. Nun soll die Haltestelle barrierefrei umgebaut werden und auf der stadteinwärts liegenden „Rathausseite“ erstmals ein Wartehäuschen bekommen. Ein Politikum. Denn soll der Bus weiterhin mittig vor dem Rathaus halten, würde das Wartehaus ziemlich im Wege stehen.

Konkret trifft das die St.-Andres-Schützenbruderschaft, die zum Auftakt ihres Schützenfestes auf der Vellbrüggener Straße antritt – mit Blickrichtung auf das Rathaus und vor allem das Ehrenmal davor, wo der Toten beider Weltkriege gedacht wird. Dass die Atmosphäre anders ist, wenn man beim Intonieren von „Ich hatt` einen Kameraden“ in ein leeres Wartehäuschen schaut, leuchtete auch den Verantwortlichen beim städtischen Tiefbaumanagement ein, die eine recht komplizierte Umplanung erarbeiteten.

Die Busbucht verschwindet nun, und der Bordstein wird begradigt. Die Aufweitung, heißt es vom TMN, wirke sich ohnehin „für Busse fahrdynamisch ungünstig“ aus. Denn mit Bucht sei es schwer, so nah an den Bordstein heranzufahren, dass zwischen Bus und Kante kein Spalt klafft. Das Wartehäuschen allerdings wird nicht an der Haltestelle, sondern ein Stück östlich davon aufgestellt. Wegen der freien Blickachsen. Westlich der Haltestelle wiederum wird ein neuer Überweg zur schräg gegenüber liegenden Haltestelle für die stadtauswärts fahrenden Busse gebaut.

All das kostet rund 336 000 Euro und ist damit teurer als der Umbau etwa der beiden Bushaltestellen „Gnadentaler Mühle“ an der Bezirkssportanlage am Nixhütter Weg. Der wurde vom Bauausschuss in gleicher Sitzung durchgewunken und ist auf 274 000 Euro veranschlagt.

Neben diesen Bushaltestellen beschäftigte sich der Bauausschuss in diesem Jahr nur noch mit dem Umbau der Haltestellen Lövelinger Straße. Mühsam kommt die Kommune damit auf dem eingeschlagenen Weg voran, jeden der derzeit 441 verfügbaren Bussteige gemäß dem „Leitfaden 2012: Barrierefreiheit im Straßenraum“ umzugestalten. Wie weit die Kommune dabei ist, wurde zuletzt vor knapp einem Jahr berichtet. Damals waren 120 Bussteige umgebaut, während für 115 weitere fertige Pläne vorlagen. Von den verbleibenden 206 Bussteigen können 165 wohl nicht überarbeitet werden – wegen verkehrlicher Probleme, Nutzungskonflikten oder weil man schlicht nicht über das Grundstück verfügen kann.

(-nau)