Proteste in Neuss Haribo-Mitarbeiter streiken erneut

Neuss · Im Tarifstreit bei Haribo spitzt sich die Lage weiter zu: Ab Montag legen die Mitarbeitenden der „Maoam“-Produktion im Neusser Werk für 26 Stunden die Arbeit nieder.

 Etwa 50 Mitarbeiter der Frühschicht legten beim letzten Streik im August ihre Arbeit nieder.

Etwa 50 Mitarbeiter der Frühschicht legten beim letzten Streik im August ihre Arbeit nieder.

Foto: Christoph Kleinau

(jus) Im Neusser Süßwaren-Werk von Haribo spitzt sich der Tarifstreit zu. In der „Maoam“-Produktion stehen ab Montagmorgen, 23. September, die Bänder still. Der Grund: Ein 26-Stunden-Warnstreik, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ankündigt. Die Streikenden werden laut NGG Krefeld-Neuss erst wieder am frühen Dienstagmorgen an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Doch bei der ruhenden Arbeit soll es nicht bleiben. Im Rahmen des Warnstreiks stellt NGG eine Protestkundgebung vor dem Werkstor in Neuss in Aussicht.

Es ist bereits der zweite Streik innerhalb weniger Wochen. Denn schon am 14. August standen alle Anlagen im Neusser Werk still. Bei der „Maoam“-Produktion in den Betrieben der Branche in NRW herrsche „auf breiter Front Frust“ darüber, dass die Arbeitgeber bei den laufenden Tarifverhandlungen „extrem auf die Lohnbremse treten“. Auch bei der zweiten Verhandlungsrunde hätten sich die NRW-Vertreter vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) „völlig uneinsichtig gezeigt“, heißt es seitens der NGG.

Nach Gewerkschaftsangaben haben die Arbeitgeber „lediglich zwei Lohn-Minischritte“ angeboten. Damit ließen sich die Löcher, die die Inflation in die Lohntüten der Beschäftigten gerissen habe und noch reißen werde, nicht stopfen. „Die Beschäftigten sollen munter Süßes als ‚leckere Kalorien‘ produzieren. Die Arbeitgeber verordnen ihnen dafür aber eine krasse Lohn-Diät. Das funktioniert so nicht“, sagt Claudia Hempel, Geschäftsführerin der NGG Krefeld-Neuss.

Die Gewerkschaft fordert 9,9 Prozent mehr Lohn. Mindestens soll jeder der mehr als 17 000 Beschäftigten der nordrhein-westfälischen Süßwarenindustrie jedoch mit 360 Euro mehr pro Monat nach Hause gehen. Für Azubis will die Gewerkschaft 190 Euro zusätzlich im Monat herausholen.

Anfang Oktober treffen sich Gewerkschaft und Arbeitgeber zur dritten und entscheidenden Verhandlungsrunde. „Da geht es um alles: hopp oder top. Entweder machen die Süßwarenproduzenten einen gewaltigen Lohnschritt nach vorne – oder im Süßwaren-Werk von Haribo in Neuss läuft bald für längere Zeit keine kein ‚Maoam‘ mehr vom Band“, sagt die Geschäftsführerin der NGG Krefeld-Neuss. Hempel macht deutlich: „Es liegt Streik in der Luft. Und den werden wir entschlossen durchziehen.“

Zuletzt zeigte sich die Firma Haribo erstaunt über den Streik der Mitarbeitenden: Weil sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf weitere Verhandlungen geeinigt hatten, sei man „überrascht über die verschärften Maßnahmen“ gewesen, wie eine Sprecherin des Konzerns mitteilte.

(jus)