Rhein-Kreis Neuss. In dieser Woche wird vielerorts das Entedankfest gefeiert - dabei ziehen auch die Landwirte ein Resümee des vergangenen Erntejahres. Ein "schwieriges Jahr mit neuen Herausforderungen" sei es gewesen, stellt Wolfgang Wappenschmidt, der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Neuss-Grevenbroich fest. Wetterextreme bestimmten das Jahr: "Der wärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnung, ein extrem heißer und trockener April, der gewitterreichste Juni seit 90 Jahren sowie ein verregneter Sommer, der es uns Bauern äußerst schwer machte, unsere Ernte trocken und sicher in die Scheune zu bringen."
Doch nicht für alle Landwirte war es ein schlechtes Jahr. Relativ zufrieden zeigt sich Heiner Goetschkes junior vom gleichnamigen Gartenbaubetrieb in Vorst: "Die Erd-, Him- und Brombeerernte war okay, denn durch den warmen April bildeten sich viele Früchte, die in den folgenden, kälteren Monaten langsamer reiften und dadurch mehr Geschmack bekamen." Der sommerliche April habe dafür gesorgt, dass die Beerenernte drei Wochen früher als üblich begonnen werden konnte.
Auch den Zuckerrüben hat das langsame Reifen mehr Masse beschert. Die Apfelernte fällt im gesamten Bundesland um etwa 15 Prozent geringer als 2006 aus, dafür kann sich der Genießer aber über bessere Qualität freuen.
"Auf veränderte klimatische Bedingungen müssen sich die Landwirte in Zukunft einstellen und bis zu einem gewissen Grad ist dies auch durch den Einsatz von moderner Technik und Know-how möglich", versichert Wappenschmidt.
"Der Weizenertrag ist dieses Jahr nicht so gut wie erwartet. Nach den Einbußen in 2006 von rund drei bis vier Prozent unter dem Durchschnitt, sind es in diesem Jahr sogar zehn Prozent weniger Ertrag", sagt Karl-Georg Klauth vom Gut Stolzenberg in Jüchen. Dieser Mangel in Verbindung mit gestiegenem Bedarf habe weltweit zu "exorbitanten Preisen" geführt. Auch, dass Energiepflanzen wie Mais und Raps den Nahrungspflanzen den Platz auf dem Feld streitig machen, habe zu der Preisteigerung geführt. Dennoch: Die Preiserhöhungen der vergangenen Wochen hält Wappenschmidt nur bedingt für gerechtfertigt. Die Steigerung der Milchauszahlungspreise sei dringend nötig gewesen, um die Existenz der Landwirte zu sichern, allerdings findet Wappenschmidt eine Anhebung der Verbraucherpreise um bis zu 50 Prozent übertrieben. "Zweistellige Preiserhöhungen für Backerzeugnisse sind nicht durch gestiegene Erzeugerpreise zu erklären, weil der Wertanteil des Weizens bei Brot bisher bei vier Prozent und heute wegen der gesteigenen Weizenpreise bei sechs Prozent liegt."
Die Kartoffelernte sei in diesem Jahr ganz ordentlich, so Klauth. Nicht so viele, aber sehr große Kartoffeln habe er einbringen können. 2006 sei die Qualität sehr schlecht gewesen, die Kartoffeln waren kaum zu lagern.