Theater in Neuss: Göttersage, skurril und bunt

Im RLT feierte eine rasante und schillernde Inszenierung von „Eine Odyssee“ Premiere. Das Publikum lachte und klatschte.

Neuss. "Es hat eine schöne, fesselnde Story voller Abenteuer, es hat genau die richtige Dosis Liebe. Die Schlussszenen sind in bester Western-Manier gehalten, die Keilerei ist solide, und der Bogenwettkampf hat einen meisterlich durchgehaltenen Suspense." So schrieb Umberto Eco in einem Lektoratsgutachten einst über die Odyssee.

Vermutlich würde ihm die actionreiche Inszenierung mit einäugigen Giganten und Kannibalen von "Eine Odyssee" gefallen, die am Freitagabend im Rheinischen Landestheater (RLT) in Neuss Premiere hatte.

Mit zusätzlichen Landesmitteln hat sich das RLT die wunderbare Geschichte des niederländischen Autors und Theatermachers Ad de Bont sichern können, dessen Theaterstücke unter anderem mit dem Deutschen Kindertheaterpreis ausgezeichnet wurden.

Regisseur Andreas Ingenhaag ist es gelungen, das Jugendstück gleichermaßen für ein junges Publikum wie für Erwachsene interessant zu inszenieren. Von der Kooperation mit Schauspielschülern der Folkwang Hochschule in Essen hat sich ein buntgemischtes Publikum anziehen lassen.

Gerade die Jungdarsteller sind es, die an diesem Premierenabend schauspielerisch begeistern. Mit Emphase und Dramatik ragt vor allem Alice von Lindenau hervor. In ihrer Rolle als treue Gattin Penelope, die sich 20 Jahre lang ihrer zahlreichen Freier erwehren muss, wird sie an diesem Abend zur eigentlichen Heldin der Geschichte. Odysseus, der listenreiche Krieger und Eroberer von Troja, irrt hingegen als Verschlagener von einer Krise in die nächste, bis er mit Hilfe der Götter endlich in die Heimat, zu Frau und Sohn zurückkehren kann.

Durch die Verwendung moderner Kostüme und den Wechsel zu "heutigen", schnellen Dialogen wird seine Reise in zahlreichen Szenen zu einer Odyssee durch die Skurrilitäten und Extravaganzen der Gegenwart. Mehrfach treiben Songeinlagen, die stark an Videoklips erinnern, diesen Eindruck ins Parodistische.

Der Auftritt der Sirenen etwa gerät zu einer grellen Travestieshow, die lautes Gelächter beim Publikum hervorruft. Daneben gibt es aber auch die Poesie der Homerschen Verse. So etwa in der ergreifenden Schlussszene, in der Odysseus und Penelope alle Widrigkeiten des Lebens überstanden haben und endlich die ersehnte Ruhe finden.