Neuss. Noch immer gibt das Haus Milano mehr Rätsel auf als Antworten. "Wir können nicht sagen, der Fall sei gelöst", sagt Ricarda Battenstein, Staatsanwältin in Düsseldorf. Ihr ist der Fall "Schießerei im Rheinparkcenter" zugeteilt worden, sie führt die Ermittlungen der Mordkommission Milano - und die stecke noch "Mitten in der Arbeit". "Es gibt einige Spuren, aber dazu können wir noch nichts sagen", sagt die Staatsanwältin. Man wolle sich keine weiteren Schritte verbauen und keine Gerüchte streuen.
22 Geschosshülsen am Haus Milano gefunden
Klar ist nur: Die Ermittler haben am Tatort 22 Geschosshülsen gefunden, so oft ist wohl gefeuert worden. Doch wer da geschossen hat, ist auch auf den Bändern der Überwachungskameras nicht zu erkennen. Statt eines zusammenhängenden Films hat das Überwachungssystem nur Sequenzen geliefert, und die nicht gerade in Spielfilm-Qualität. Dennoch gehen die Ermittler davon aus, dass es Chinesen waren, die geschossen haben. Und: Obwohl die Schießerei erste Ermittlungspriorität habe, verfolge man auch Hinweise, wonach vor vier Jahren zwei chinesische Fernfahrer "in einem großen Schredder auf dem Hinterhof gelandet" sein sollen, wie ein Informat der WZ berichtete. "So etwas halte ich für möglich", sagt ein Insider. "Da sind doch immer wieder so viele illegale Chinesen, dass niemand merkt, wenn welche verschwinden." Allein drei der sechs am Tattag festgenommenen Chinesen hielten sich illegal in Deutschland auf. Dass die mittlerweile als nicht mehr tatverdächtig eingestuften Männer die eigentlichen Opfer der Schießerei werden sollten, gilt als wahrscheinlich. Im Mode-Dreieck weiß man: "Da geht es um viel Geld und die machen sich gegenseitig harte Konkurrenz." Billig, billig, billig, sei das Motto bei den chinesischen Händlern. Und verkauft werde dabei nicht allein an Gewerbetreibende, wie es eigentlich Vorschrift wäre. Informanten zufolge werden ohne Gewerbenachweis, ohne Rechnung und gegen Bares kartonweise Textilien, Schuhe und Taschen verramscht. "Ans Versteuern denkt bei solchen Geschäften niemand", sagt ein Zeuge. "Da kommen täglich zehn bis 20 Großcontainer für die chinesischen Händler an." Seit den Schüssen werde aber nicht mehr so viel direkt zum Haus Milano geliefert. Viel Ware werde in Lagerhallen außerhalb verteilt.
Angst vor den Chinesen - und Angst vor den Behörden
Seinen Namen nennen will im Zusammenhang mit den chinesischen Händlern keiner der anderen Textilverkäufer. Sie haben Angst - und das nicht nur vor womöglich skrupellosen Konkurrenten. Wer den Mund gegen die Chinesen aufmache, sagt ein Modeverkäufer, der bekomme selbst Ärger mit den Behörden. Seltsam sei das - ebenso, dass die Händler bislang immer frühzeitig von geplanten Razzien gewusst hätten.