Bürgermeister-Galerie kein Thema

In Neuss werden ehemalige Stadtchefs mit Porträts geehrt, in Dormagen wird diese Idee gerade aufgegriffen. In Kaarst dagegen nicht.

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Kaarst. Die Reihe ist komplett. Kürzlich wurde die Galerie der Bürgermeisterporträts im Neusser Ratssaal um drei Gemälde ergänzt. Die Repräsentanten der Stadt in Öl — in Neuss hat das lange Tradition. Nicht so in Kaarst. Weder im Gang vor dem Bürgermeister-Büro noch im Ratssaal, der hier Clubraum 3 heißt, hängen Bilder der Amtsvorgänger von Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus. Warum eigentlich nicht?

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Pressesprecherin Sigrid Hecker verweist auf die noch junge Stadtgeschichte. Erst das erste Gesetz zur Funktionalreform machte Kaarst mit seinen heute fünf Ortsteilen mit Wirkung vom 1. Januar 1981 zur mittleren kreisangehörigen Stadt. Seither ist Ulrike Nienhaus erst die dritte Amtsinhaberin: Heinz Klever war von 1968 bis 1999 ehrenamtlicher Bürgermeister, seine Nachfolge trat 1999 Franz-Josef Moormann an, den 2015 wiederum Ulrike Nienhaus ablöste. „Die beiden Bürgermeister sind durch ihr Wirken und die mit ihren Namen verbundenen Projekte in der Stadt sehr präsent“, sagt Nienhaus auf Nachfrage, „Bilder im Rathaus könnten dies noch unterstützen, feste Pläne gibt es hierfür jedoch noch nicht.“

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Von Heinz Klever, dessen Todestag sich gerade zum zehnten Mal jährte, wird im Kaarster Stadtarchiv ein Gemälde aus dem Jahr 1988 aufbewahrt. Die Signatur „Söchting“, teilt Sigrid Hecker mit, sei weder einem Kaarster Maler noch einem bekannten Künstler zuzuordnen. Von Franz-Josef Moormann sind Digital-Porträts vorhanden, die aber auch nirgends öffentlich präsentiert werden. Er selbst scheint auf eine Würdigung dieser Art auch nicht viel Wert zu legen. „Ich kann mich nicht entsinnen, dass das während meiner Dienstzeit eine Rolle gespielt hat“, sagt er, „ich habe jedenfalls keine Initiative ergriffen.“ Warum das so war? „Ich habe mich immer als Dienstleister für öffentliche Angelegenheiten verstanden“, antwortet er nach kurzem Nachdenken. „Und in das neue Rathaus mit seiner modernen Ausstrahlung, ein Glashaus, das auch für Transparenz steht, passt das irgendwie nicht so recht“, ergänzt er. Wenn die Neusser mit ihrer historischen Tradition das so entschieden hätten, sei das selbstverständlich in Ordnung. „Und für Kaarst habe ich das nicht zu kommentieren“, sagt der Alt-Bürgermeister abschließend.

Recht konkret wird im Dormagener Rathaus über eine Bürgermeister-Galerie nachgedacht. „Wir überlegen, Fotos der bisherigen Bürgermeister seit der kommunalen Neugliederung 1975 an passender Stelle aufzuhängen“, so Stadtsprecher Harald Schlimgen. Infrage käme dafür etwa der Bereich des Bürgermeister-Büros oder der große Trausaal im historischen Rathaus. Schlimgen geht davon aus, dass die Idee noch vor Jahresende verwirklicht wird. So eine Bürgermeister-Galerie sei „eine schöne Sache“, äußert sich auch Björn Kerkmann, persönlicher Referent der Meerbuscher Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage. Das Problem in der Nachbarstadt: „So etwas bietet sich in Kommunen an, die ein zentrales Rathaus haben“, erklärt Kerkmann, „in Meerbusch sind die städtischen Ämter aber auf verschiedene Standorte verteilt.“