Bunte Unterwasserwelt ziertWände im Tunnel zum Bahnhof
Mädchen von der Gesamtschule Büttgen gestalteten zusammen mit bekannten Sprayern die Wände der Unterführung.
Büttgen. Wer den Fußgängertunnel an der Hermannistraße in Büttgen nutzt, um zum Bahnhof zu gelangen, kann sich neuerdings über bunte Graffiti-Kunst an den Wänden freuen. Vorbei sind die Zeiten, in denen der ohnehin düstere Tunnel durch wild gesprühte Schmierereien verunstaltet war. Die Wände neben dem Treppenabgang erstrahlen nun in bunten Farben auf weißem Grund, auf dem die Motive richtig zur Geltung kommen. Herzen, Sterne, Smileys und Schriftzüge wie „Love“ und Blumen wechseln sich mit Katzengesichtern ab. „Dieser Teil wurde von fünf 14- bis 16-jährigen Mädchen der Gesamtschule Büttgen gestaltet“, erzählt Kenneth Schultze, der Leiter der Jugendeinrichtung Bebop und Betreuer des Sprayerprojekts.
Kenneth Schultze, Leiter der Jugendeinrichtung Bebop
Anfang 2015 hatten Bau- und Jugendamt der Stadt Kaarst gemeinsam überlegt, wie man der Verunzierungen im Fußgängertunnel Herr werden könnte. In einem gemeinsamen Gespräch mit Stadtjugendpfleger Ralf Schilling entstand bei Kenneth Schultze die Idee, ein echtes Kunstprojekt mit Graffiti-Kunst im Tunnel zu schaffen. Er stellte den Kontakt zu drei in der Szene bekannten Sprayern her, die bereit waren, die Wände des Tunnels zu gestalten. „Es sollten aber auch unbedingt Jugendliche aus Büttgen miteinbezogen werden“, erinnert sich Schultze.
Durch die Schulsozialarbeiterin der Gesamtschule Büttgen wurde er schließlich auf die Mädchengruppe aufmerksam. „Sie war bis dahin bis auf den Kunstunterricht ohne Vorkenntnisse. Wir trafen uns einmal wöchentlich, um zeichnerische Vorarbeiten auf Papier und Leinwände zu bringen“, sagt Schultze. Zunächst ging es um Motivwahl und Farbgebung. Schließlich begannen die Schülerinnen mit dem Besprühen des Bereichs beidseits neben der Treppe.
Die Gestaltung der langen Tunnelwände übernahmen die „Profi“-Sprayer. Sie wählten die Unterwasserwelt als Thema. Auf blauem Grund erwachten Wasserpflanzen, Fische, Taucher, ein Oktopus und ein Wal zum Leben. Aber auch Schriftzüge wie „Büttgen“, „Bebop“ und die Signaturen der Künstler, die im Graffiti-Jargon sogenannten Tags, fehlen natürlich nicht.
Nach arbeitsreichen Monaten war das Gesamtwerk Ende Oktober 2015 fertig. Die Kosten dafür wurden anteilig von der Stadt Kaarst und dem Trägerverein des Bebop übernommen. „Sie lagen unter dem, was eine Reinigung der zuvor verschmierten Wände gekostet hätte“, erklärt Schultze.
Ihm ist wichtig, dass die Sauberkeit und Klarheit dieser vor allem von Jugendlichen praktizierten Kunstform im Tunnel zum Ausdruck kommt. Außerdem reduziere die Graffiti-Kunst die Schmierereien und verhindere neue, so Schultze. Bis jetzt hat es niemand gewagt, die Kunstwerke erneut zu verunstalten.
Zahlreiche Fußgänger haben sich bereits positiv über die farbenfroh besprühten Wände geäußert. Diese sollen für mindestens ein Jahr unverändert bleiben. Für Bebop-Leiter Schultze ist das Projekt auch ein schöner Beweis für die Vernetzung von Politik, Stadt und Träger. Er wünscht sich die künstlerische Verschönerung weiterer Tunnel.