Bürgermeister Breuer geht mit dem Landrat hart ins Gericht

Beim Neujahrsempfang seiner SPD kritisierte Reiner Breuer vor 600 Gästen die Finanz- und Wohnungspolitik des Rhein-Kreises.

Foto: Berns

Neuss. Wer damit gerechnet hatte, dass Bürgermeister Reiner Breuer beim Neujahrsempfang seiner SPD von der Partei im Foyer des Landestheaters wie ein Rockstar begrüßt werden würde, sah sich enttäuscht. „Wir haben ihn schon so oft gefeiert“, sagte ein Mitglied mit Blick auf Breuers Serie an Wahlerfolgen seit 2012, „jetzt sind wir im Arbeitsmodus angekommen.“

Als hätte er es geahnt, enthielt sich Breuer denn auch aller Parteitags-Rhetorik und sprach zur Sache. Kurz und knackig. Die größte Breitseite bekam dabei Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (CDU) ab, den Breuer vor 600 Gästen für die geplante Erhöhung der Kreisumlage ebenso attackierte wie für die Pläne zur Gründung einer Kreisbaugesellschaft.

Zum zehnten Mal hatte die Neusser SPD zu einem Neujahrsempfang eingeladen, zum ersten Mal aber kam in Breuer der Ehrengast aus ihren eigenen Reihen. Im Vorjahr sprach an gleicher Stelle der frisch gewählte Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) als Mutmacher an die Neusser Genossen. Die befanden sich damals schon voll im Wahlkampfmodus, auch wenn Breuer noch nicht der offiziell nominierte Bürgermeisterkandidat war.

„Wir sind wie die glorreichen Vier“, sagt Breuer am Montagabend mit Blick auf seine SPD-Bürgermeisterkollegen in Dormagen, Grevenbroich und Rommerskirchen, „und machen dem Landrat mal etwas Dampf“. Und der Neusser fing damit gleich an. Thema Wohnungsbau: Warum der „Landrat ohne Land“ nun den Kreis mit einer eigenen Wohnungsbaugesellschaft beglücken will, wollte Breuer nicht einleuchten. Denn: „Bisher war der Kreis dabei keine wirkliche Unterstützung.“ Im Gegenteil. „Eine Satzung des Kreises verhindert, dass Hartz-IV-Bezieher in Neuss eine reguläre Sozialwohnung bekommen können“, ergänzte er mit Blick auf den umkämpften grundsicherungsrelevanten Mietspiegel.

Auch mit der Finanzpolitik des Kreises haderte Breuer erneut. „Der Landrat will seinen Haushalt nicht aus eigener Kraft ausgleichen, obwohl er es könnte“, sagte Breuer mit Blick auf die 23 Millionen Euro, die der Kreis auf der hohen Kante hat.

Alles sah nach einem leichten „Heimspiel“ für den Bürgermeister aus. Doch dann sah sich Breuer doch noch herausgefordert. KA-Präsident Jakob Beyen, der die Delegation der Neusser Karnevalisten anführte, lud Breuer zu einem Tanz mit dem Solotanzmariechen ein. Breuer habe schließlich schon bei einem Bergbaubesuch 1000 Meter unter Tage Mut bewiesen, sagte Beyen.