Das Einbruchs-Risiko steigt wieder

Im Winterhalbjahr ereignen sich im Kreis etwa doppelt so viele Einbrüche wie von April bis September.

Rhein-Kreis. Die Herbst- und Wintermonate sind die Hauptsaison für Einbrecher. Das belegen Zahlen, die die Polizei jetzt mitgeteilt hat. So wurden von Oktober 2015 bis März dieses Jahres im Rhein-Kreis Neuss insgesamt 1092 Einbrüche verzeichnet. In 427 Fällen blieb es beim Versuch. In den vorausgegangenen Monaten — April bis September 2015 — waren es lediglich 524 Einbrüche (258 Versuche). Also weniger als die Hälfte im Vergleich zur „dunklen Jahreszeit“.

Dass die Bürger im Rhein-Kreis in den kommenden Monaten nicht nur auf eine aufmerksame Nachbarschaft oder schnelle Polizeibeamte setzen, bemerken die Mitarbeiter von der Firma „Einbruchschutz Schor“ in Dormagen, die auch Kunden in Düsseldorf und Köln betreut. „Diese Zeit ist ganz besonders gefährlich. Das sieht man am Kundenandrang“, sagt Sicherheitsexperte Lucas Sucke, der von einer kontinuierlichen Steigerung spricht: „Es werden von Jahr zu Jahr mehr Einbrüche. Dementsprechend wollen sich immer mehr Menschen absichern.“

Der erste Schritt sei in den meisten Fällen eine mechanische Lösung. Also die Installation eines Zusatzschlosses oder der Austausch der innenliegenden Fensterverriegelungen. „Bei Bedarf wird auch noch eine Alarmanlage hinzugezogen“, sagt Sucke. Erst in der Weihnachtszeit würde der Kunden-Ansturm zurückgehen, um im Sommer — kurz vor den Ferien — wieder neue Fahrt aufzunehmen.

Wie Polizeisprecherin Diane Drawe mitteilt, bleibt mehr als ein Drittel aller Wohnungseinbrüche im Versuchsstadium stecken, „was nicht zuletzt auf technische Sicherungen zurückzuführen sein dürfte“. Das Thema Wohnungseinbruch beschäftige die Polizei in der dunklen Jahreszeit in besonderem Maße. Insbesondere nach der Zeitumstellung begünstige die früher einsetzende Dunkelheit erfahrungsgemäß die Täter bei der Auswahl der Häuser und Wohnungen, in die sie einbrechen wollen. „Dunkle Fenster und hochgezogene Rollladen zeigen deutlich, dass der Eigentümer oder Mieter nicht zu Hause ist“, sagt Drawe. Die Polizei gehe mit zivilen und uniformierten Streifen gegen Wohnungseinbrüche vor.

Auch Prävention ist ein wichtiger Baustein. So erklärt die Polizei regelmäßig an Infoständen, wie man sich am besten vor Einbrechern schützen kann. Nächster Termin in Neuss ist Montag, 24. Oktober. Dann informieren Einbruchspezialisten in der Zeit von 13.30 bis 15 Uhr an der Niederstraße auf Höhe des Kaufhofs.

Willi Traut, sachkundiger Bürger der CDU Reuschenberg, hat sein Haus bereits mehrfach gesichert, um Einbrechern das Leben möglichst schwer zu machen. Der 76-Jährige setzt zudem auf die Aktion „Wachsamer Nachbar“, die in Reuschenberg seit etwa zehn Jahren existiert. Zahlreiche solcher Initiativen, die von der Polizei betreut und bei der Gründung für ihr Umfeld und ihre neue Verantwortung sensibilisiert werden, gibt es im Rhein-Kreis Neuss, doch laut Traut würden die Grundsätze der Aktion — Augen offen halten und Verdächtiges der Polizei melden — längst nicht überall umgesetzt.

„In Reuschenberg funktioniert es gut. Man achtet aufeinander. Aus anderen Ortsteilen kenne ich das so aber nicht“, sagt Traut.

Der Reuschenberger spricht auch von einer Anonymisierung: „Gerade in der heutigen Zeit sollte man seine Pflichten als Nachbar doch wahrnehmen — und aufeinander Acht geben.“