Fußweg muss wohl für Neubauten weichen

Zum verkauften Grundstück der Bauernstube gehört auch der Gehweg, der nun verschwinden könnte. Dieser Umstand war der Stadt erst hinterher aufgefallen. Sie steht nun unter Zugzwang.

Foto: Kleinau

Rosellen. Dass der Gehweg vor seiner „Bauernstube“ mit zum Grundstück gehört, hat Günter Greiß erst erfahren, als er das Lokal an der Graf-Schaesberg-Straße verkauft hat. Und da konnte es ihm gleichgültig sein. Die Verwaltung aber ging mit dem Thema ähnlich gelassen um — und diese Gleichgültigkeit hat jetzt die Politik alarmiert. Denn der Gehweg verschwindet, wenn dort demnächst drei Eigenheime gebaut werden. „Die Verwaltung hat das verpennt“, sagt der CDU-Stadtverordnete Herbert Hilgers, der den — demnächst — fehlenden Bürgersteig zunächst auf die Tagesordnung des Bezirksausschusses Rosellen gesetzt hat.

Von den Neunachbarn, die ihre Häuser von der Kaarster Firma IZ Haus errichten lassen werden, wird die Stadt keinen einzigen Quadratmeter Fläche mehr für einen Gehweg bekommen können. „Die Stadt hat ihr Vorkaufsrecht nicht geltend gemacht“, stellt Radij Scharf nüchtern fest. Er hat die Häuser im Auftrag seiner Firma längst verkauft, und nun seien auch die neuen Besitzer, die die Grundstücke direkt von Günter Greiß erworben hatten, längst im Grundbuch eingetragen. Zu diesen Fakten kommt noch hinzu, dass die Größe der Grundstücke keine derartige Großzügigkeit zulassen. Die Häuser würden so an die rückwärtige Grundstücksgrenze gesetzt, dass nur der vorgeschriebene Abstand eingehalten wird. Und bei 10,62 Meter Gebäudetiefe bleiben bis zum Fahrbahnrand — einschließlich des bestehenden, knapp 80 Zentimeter breiten Gehwegs — nur 6,80 Meter für den Garten. Und von diesem kleinen Vorgarten noch 2,50 Meter für einen Gehweg in regulärer Breite abgeben?

Die Politik hätte das gerne gesehen. Es bestehe dringender Handlungsbedarf, betont Hilgers, denn demnächst wird Graf-Schaesberg-Straße zwischen dem Baugebiet Allerheiligen A und der Gierer Straße „für Fußgänger nur noch über die viel befahrene Bustrasse begehbar sein“. Besondere Bedeutung bekommt der Straßenabschnitt, weil er nach Hilgers Darstellung die einzige Verbindung zwischen dem Neubaugebiet und der Ortstalge Rosellen darstellt — und damit zur Grundschule, der Bezirkssportanlage und der katholischen Kirche.

Schon in der derzeitigen Lage sei es eng, wenn jemand zum Beispiel mit einem Kinderwagen unterwegs ist und gleichzeitig ein Bus kommt, berichtet Greiß. Sein Saal mit Schießstand, der fast unmittelbar an die Straße heranreicht, sorgte schon bisher für ein Nadelöhr. Trotzdem sah die Stadt keinen Handlungsbedarf. „Faktisch hat sich das Problem des fehlenden Gehwegs nicht gestellt“, erklärt Planungsdezernent Christoph Hölters. Nun soll die Stadt etwas zur Schadensbegrenzung tun. Ansatzpunkt: Ein Streifen gegenüber der ehemaligen Gaststätte — zwischen der Straße und der Scheune des Gut Altebrück — wäre nach Ansicht der Politik breit genug für einen Gehweg. „Daran wird gearbeitet“, sagt Hölters. Bis gestern hat aber niemand mit der Stiftung Graf von Schaesberg in Mönchengladbach, dem Grundbesitzer, Kontakt aufgenommen, sagt Geschäftsführer Klaus Schumacher. „In der Regel sind wir aber immer mit der Stadt Neuss gut klar gekommen.“