Dormagen: Energie vom Dach für 368 Einfamilienhäuser

Die Solaranlage auf dem Dach des Logistikzentrums liefert 3600 Kilowatt Spitzenleistung.

Dormagen. Logistikzentren sind wenig attraktiv, verbrauchen große Flächen und schaffen im Gegenzug nur wenige Arbeitsplätze - so lautet die gängige Einschätzung, wenn es um die Ansiedlung von Lagerhallen und Verteilzentren geht. Mit diesen Vorurteilen hatte auch der Discounter Aldi zu kämpfen, als er vor sechs Jahren sein Logistikzentrum in Delrath ansiedelte. Doch große Flachdächer können durchaus nützlich sein. Zum Beispiel, wenn dort Solaranlagen installiert sind. Das hat Aldi in Delrath getan.

Erstmals bot das Unternehmen Bürgern Gelegenheit, sich die größte Solarinstallation der Stadt genau anzuschauen. 50 Interessenten hatten sich im Rahmen des Solarstammtisches für die Exkursion angemeldet. "So eine Resonanz habe ich in 15 Jahren nur zweimal erlebt", freute sich Anna Janoschka vom Umweltteam der Stadt.

Den durchweg solarerfahrenen Besuchern bot sich auf dem 43 000 Quadratmeter großen Flachdach ein fast schon futuristischer Anblick. 5148 Solarmodule - Orientierung 180 Grad, Neigung 50 Grad - mit einer Gesamtleistung von 1002 Kilowatt Peak hat Aldi dort errichten lassen. Dieser Wert gibt die Leistung bei voller Sonnenbestrahlung an.

Als Standardbedingung wird eine optimale Sonneneinstrahlung von 1000 Watt pro Quadratmeter angesetzt, die in Deutschland in den Mittagsstunden eines schönen Sommertages erreicht wird. "In ganz Dormagen sind insgesamt 3600 Kilowatt Peak installiert, fast ein Drittel davon also hier bei Aldi", betont Anna Janoschka. Mit der erzeugten Strommenge könnten 368 Einfamilienhaushalte versorgt werden.

Seit November 2009 sind die Solarmodule in Betrieb. Ein externes Monitoring durch das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme wurde im Februar 2010 geschaltet. "Wir werten die Anlage zwar auch selbst aus, legen aber Wert auf eine neutrale Einschätzung", erläuterte Diplom-Ingenieur Kai Klingenhagen vom Anlagen-Betreiber Pohlen Solar.

Das Unternehmen aus Geilenkirchen hat bereits auf mehreren Aldi-Zentren Solaranlagen installiert. Aldi verpachtet seine Dächer, Investoren finanzieren die Module. 3,5 Millionen Euro, so Klingenhagen, hat die Delrather Solaranlage gekostet. Heiß diskutiert wurde am Rande der Besichtigung auch die von der Bundesregierung geplante Kürzung der Solarförderung.

Wer Solarstrom ins Netz einspeist, erhält bislang zwischen 29,37 und 39,14 Cent pro Kilowattstunde. Diese Förderung soll auf 24,67 bis 32,88 Cent reduziert werden. Weniger Subventionen wären in den Augen der Solar-Stammtischler das falsche Signal: "Genau diese Anlagen, wie Aldi sie hier betreibt, würden damit kaputtgemacht."