Dormagen: Sülzhof gehört bald zu Delrath

Ab Freitag gilt die über 700 Jahre alte Grenzlinie wieder. Vor vier Jahren hatte der Stadtrat den Verlauf entlang der Bahngleise bestimmt.

Dormagen. Am 4. April sollen die Güter Latourshof und Sülzhof wieder zu Delrath gehören. Schon vor 715 und 659 Jahren waren sie Teil des Gemeindegebietes. Dann, am 18. November 2004, der Schock. Der Stadtrat beschließt mit 26 zu 20 Stimmen, die historische Grenze zwischen Delrath und Nievenheim nicht zu belassen, sondern eine neue zu ziehen: Die Bahngleise trennen von nun an die zusammengewachsenene Orte. Latourshof und Sülzhof gelangten so auf Nievenheimer Gebiet.

Vermessungstechnisch einfacher sei das und ein Mittel, damit die Orte besser zusammenwachsen, hieß es damals aus dem Rathaus. Unsensibel und geschichtsfern sei das gewesen, sagen heute die Ausschussmitglieder. "Unfassbar", meint der Delrather Günter Blank. Nach dem Beschluss hatte er Beschwerde eingelegt.

Dem Bürgerantrag zur Rückverlegung vom 5. Februar 2008 legt er Dutzende Unterschriftenlisten bei. Straßenzüge, Familien und Angehörige haben sich darin geschlossen für eine Rückverlegung ausgesprochen und fordern die beiden Höfe zurück. Das sind "99,2 Prozent aller wahlberechtigten Delrather", heißt es im Bürgerantrag, "basierend auf einer Hochrechnung von 515 der etwa 2300 befragten und informierten Delrather".

Die Stellungnahmen der Delrather zeugen von tiefster Verbundenheit zu "ihren" Höfen. "Wir wollen, dass der Bürgerantrag die Geschichte unseres Dorfes wieder in die richtigen Strukturen lenkt", hofft der Delrather Schützenoberst Herbert Stodden.

Der Rat müsse wieder "zusammenfügen, was zusammen gehört", fordert Manfred Blank aus Straberg. Günter Behrend mahnt: "Was du erbst von Deinen Vätern, erwerbe es, um es zu besitzen." Oder, um es mit den Worten von Hans-Peter Heups auszudrücken: "Sülzhof und Latourshof gehören zu Delrath wie der 1. FC und der Kölner Dom zu Köln.

Die Dorfgrenze liege hinter den Höfen auf der ehemaligen Rheinstraße, "das war vor unserem Wohnwechsel nach Spanien im April 1961 so", pocht die heute in Barcelona wohnende Sibille Rapior auf alte Traditionen. Sogar der "Auslöschungsversuch" des Ortes in der 1970er Jahren wird angeführt: Auf den Ortseingangsschildern wurde "Delrath" in "Nievenheim" umgeändert, die Autobahnkapelle, finanziert von der Delrather Kirchengemeinde, trägt den Namen "Nievenheim", und sogar der Bahnhof heißt "Bahnhof Nievenheim", obwohl er auf der anderen Seite der Gleise und damit auf Delrather Gebiet liegt.

Das wird zunächst nicht geändert, doch der Hauptausschuss der Stadt beschloss einstimmig, die Grenze an die alte und von den Delrathern gewünschte Stelle zu verlegen. Am Donnerstag muss der Rat noch zu stimmen.

Nur eines bleibt, wie es schon vor vier Jahren war: das Ortsschild von Delrath. Das steht in Nievenheim. Und zwar dort, wo es sein muss - auch nach dem 4.April: Vor den Gleisen und vor den Höfen. Auch an der Postleitzahl ändert sich nichts. Sie lautet nach wie vor: 41542.