Dormagen: Wo kommt eigentlich die Milch her?

Das Wissen über die Natur nimmt ab. Deshalb schauten sich die Umweltscouts mal einen Tag auf einem Bauernhof um.

Dormagen. Milch wird nicht in der Fabrik hergestellt, und sie entsteht auch nicht in der Tüte, in der sie später im Supermarkt auftaucht. Die zehn Dormagener Umweltscouts, die jetzt einen Nachmittag lang Ferien auf dem Bauernhof erlebten, wussten das.

Agenda-Akteur Manfred Puchelt, der das Umweltscout-Programm von Beginn an mitbetreut, stellt fest, dass das Wissen der Kinder über die Zusammenhänge in der Natur weiter abnimmt.

"Das ist bedenklich. Viele Menschen haben keine Beziehung mehr zur Landwirtschaft", sorgt sich auch Landwirt Matthias Wißdorf. Er hat deshalb mit seiner Familie ein Kennenlern-Programm für das Leben auf dem Bauernhof entwickelt. Seitdem sind Schulklassen auf seinem Bahleswinkel-Hof in Stürzelberg zu Gast - und immer wieder die Dormagener Umweltscouts.

Auch beim diesjährigen Termin an einem sonnigen Augustnachmittag waren Kühe, Kälbchen, Pferde, Hühner und Kätzchen die Attraktion. Die kleinen Naturforscher konnten zunächst im Stall Rinder und Kühe streicheln und füttern. Sie erfuhren ganz nebenbei, dass den Jungtieren die Hörner entfernt werden, damit sie sich bei ihren kleinen Kämpfen nicht stark verletzen können.

Weiter ging es auf die Weide und zur nächsten Erkenntnis: Pferde, die eine Binde vor den Augen haben, können hindurch sehen und tragen sie als Schutz vor lästigen Fliegen. Das geführte Reiten über den Hof war ein besonderes Erlebnis, genau wie das ausgelassene Toben und Klettern auf den Strohballen.

Dann fuhren die Kinder auf dem Trecker hinaus in die Felder. "Im Moment haben wir draußen Rüben, Mais, Kartoffeln und ein Feld mit Blumen zum Selberpflücken. Das Getreide ist abgeerntet." erklärte Matthias Wißdorf den Kindern, die von ihrer Ausfahrt mit selbst geernteten Maiskolben zurückkamen.

Bei den Milchkühen schließlich wartete eine Mutprobe. Gestärkt mit einem Becher frischer Milch aus dem Kühltank stiegen die Umweltscouts hinab in den Melkstand. Links und rechts von ihnen in einem Meter Höhe warteten die besonders groß erscheinenden Kühe darauf, gemolken zu werden.

Was man alles aus Milch machen kann, wussten die Kinder bereits: Butter, Joghurt, Quark, Käse, Buttermilch, Molke, Sahne. Milch ist eine Kostbarkeit, ein Grundnahrungsmittel, auf das man nicht verzichten kann.

Aber die Milchviehhaltung wird immer seltener. "In Dormagen gibt es heute noch sechs Milchbauern. Früher waren es 35", erklärte Landwirt Wißdorf der Gruppe. Auch die jüngste Diskussion über den Milchpreis habe die Situation der Milchbauern nicht verbessert.

Bei ihnen kommen, so Wißdorf, von den geforderten 40 Cent pro Liter nur 32 Cent an. "Aber keiner kann unter 30 Cent pro Liter produzieren. Der Handel hat uns über den Tisch gezogen", ist Matthias Wißdorf enttäuscht.