Dormagen zeigt Facebook-Pöbler an

Es gab verbale Attacken gegen das Ordnungsamt.

Foto: Stadt

Dormagen. Täglich sind Werner Schmitt (der aus Sicherheitsgründen seinen richtigen Namen nicht lesen möchte) und Kollegen auf der Straße. Das sechsköpfige Team des städtischen Ordnungsamtes kontrolliert in der Innenstadt ebenso wie am Bahnhof. Den raueren Ton im Umgang bekommen die Mitarbeiter oft deutlich zu spüren. Das geht so weit, dass die Ordnungskräfte auch öffentlich beschimpft werden und zum Beispiel auf Facebook zur Zielscheibe für Hass und Häme werden: „Verdammtes Dreckspack“, „verdammte Verbrecher“, „die Hirnlosen“ oder „Geld-Geier“ waren Beschimpfungen, die dort zuletzt zu lesen waren.

Die Stadt reagierte schnell und zeigte die Betreffenden an. „Es erging ein Strafbefehl über 875 Euro“, sagt Stadtsprecher Max Laufer. Für Bürgermeister Erik Lierenfeld der richtige und konsequente Schritt, denn „es geht darum, Pöbler aus der Anonymität des Netzes zu holen und sie empfindlich zu bestrafen“. Das ist denn auch die grundsätzliche Haltung in der Stadtverwaltung: „Wir prüfen diese Fälle deshalb sehr genau und leiten dort, wo das möglich ist, auch strafrechtliche Schritte ein“, so Lierenfeld. Das sei auch ein wichtiges Signal an die Mitarbeiter: „Die Stadt steht hinter ihnen.“

Bei der Feuerwehr sieht es nicht viel anders aus. Ein Mitarbeiter bestätigt Pöbeleien und Behinderungen bei Einsätzen. „Das wird aber nicht an die große Glocke gehängt, die Jungs sind hartgesotten, stehen einem solchen Verhalten fassungs- und verständnislos gegenüber.“ Sein jüngerer Kollege spricht von Belästigungen „vor allem unter Alkohol- und Drogeneinfluss. Aber selbst wenn wir im Gewerbegebiet eine Übung abhalten, werden wir kritisch angegangen, warum wir die Straße blockieren“. Beide möchten sicherheitshalber namentlich nicht in Erscheinung treten.

Aus Polizeisicht liegt der Schwerpunkt bei Beleidigungen, wie Sprecherin Diane Drawe sagt: „Im Vergleich zu früheren Jahren hat der Straftatbestand der Beleidigung gegenüber Polizeibeamten zugenommen.“ Das „Duzen“ von Polizisten oder vor die Füße spucken sind dabei ebenso vertreten wie „das Nicht-Reagieren auf Ansprache“, so Drawe. Eine Zunahme von Pöbeleien im Internet gegen die Polizei hat die Sprecherin dagegen nicht registriert. Auch gebe es in Dormagen keine besonderen angezeigten Fälle von Behinderungen von Einsatz- und Rettungskräften, sagt sie.

In der polizeilichen Kriminalstatistik des Landes gibt es zwar keine explizite Rubrik für Übergriffe auf Polizei oder Rettungskräfte. Gleichwohl gibt die Tabelle, die alle Übergriffe auf Einsatzkräfte abbildet, Hinweise. Im vergangenen Jahr gab es demnach 18 039 Straftaten gegen Polizisten. Ein Jahr zuvor waren es 16 710. Deutlich geringere Zahlen werden bei Feuerwehrleuten und „Sonstigen“ registriert, die im Rettungsdienst tätig sind: 335 beziehungsweise 233 Straftaten.