Eintrittskarten fürs Märchenland heiß begehrt

Viel mehr Besucher als erwartet kamen zum Familientag auf dem Tuppenhof in Vorst.

Foto: Anja Tinter

Vorst. Als Museumspädagogin Britta Spieß die Besucher des Familientages im Märchenland gestern Mittag auf dem Tuppenhof begrüßte, waren die Organisatoren längst ins Schwitzen gekommen. Und das lag nicht nur am schwülwarmen Wetter. Jürgen Rau, Geschäftsführer des Museumsfördervereins, musste schnell die Auflage der „Reisepässe für das Märchenland“ erhöhen. 80 reichten nämlich bei weitem nicht aus. Bereits eine Stunde nach der Eröffnung waren 140 Kinder, Eltern und Großeltern auf dem denkmalgeschützten Vierkanthof.

Zehn Kinder hatten eine Woche lang unter der Regie von Katja Stromberg gespielt und gebastelt — die Ergebnisse wurden gestern gezeigt. Jedes Kind gestaltete seine eigene „Museobil-Box“, brachte in diesen weißen Pappkarton ein, was ihm wichtig ist. Heute ist er ein König — Jamal, ein Flüchtlingsjunge aus Syrien, trug die selbstgebastelte goldene Krone mit Würde. Vor acht Monaten noch war sein Leben in Syrien in Gefahr, jetzt besucht er die Grundschule Stakerseite und spricht schon erstaunlich gut Deutsch.

Nicht sprechen, einfach nur zuhören: Das war auf dem Dachboden möglich, wo Brigitte Fritz aus Düsseldorf Märchen erzählte — sie reicherte ihren Vortrag mit Gesang und Geräuschen an. Malaika Weinforth bastelte mit den Kindern Krönchen, Annika Tiebel zeigte ihnen, wie man einen Zauberspiegel bastelt. Wer schnell genug war, konnte sich eines der Prinzessinnen-Kleidchen ausleihen.

Ilse Jahnke-Lobis (69) aus Nettetal-Hinsbeck gestand: „Ich spinne gerne.“ Sie hatte zwei Spinnräder mitgebracht, ließ sich bei der Arbeit über die Schulter schauen und beantwortete geduldig die Fragen der Kinder. Der Tuppenhof-Garten stand als eine Art Abenteuerspielplatz zum Entdecken bereit. Dabei stellten Kinder und Väter fest, dass sie eine gemeinsame Leidenschaft haben: Der alte rote McCormick-Traktor übte eine magische Anziehungskraft auf die Besucher aus.

Da die beiden Tuppenhof-Bäcker verreist sind, hatte Franz Geers die Regie im Backhaus übernommen, das optisch ein wenig auf Hexenhäuschen getrimmt war. Die Riesenpilze stellten sich als Hocker und Tisch heraus. Ebenfalls eine kleine Attraktion: Der alte Schäferwagen. Brigitte Albrecht vom Kunstcafé EinBlick in Kaarst war mit zwei Prinzessinnen und einem „Bösen Wolf“ zum Tuppenhof gekommen, ihren drei in Holland lebenden Enkeln Alba, Fia und Kjell. „Wir sind zum ersten Mal hier, und es gefällt uns sehr gut“, sagte Jonas Franken (12) aus Kleinenbroich, der mit seiner Schwester Katrin (5) am Lenkrad des Traktors drehte. „Das ist richtig klasse gemacht“, sagte ihr Vater Ralf Franken.

Britta Spies musste schon mal als Spielverderberin in Erscheinung treten: Die beiden Kühe aus Kunststoff in Lebensgröße seien zum Reiten nun wirklich nicht gedacht. Während die Kids sich austobten, lustwandelten Eltern und Großeltern im herrlichen Bauerngarten. Besser hätte es nicht laufen können: Mit so vielen Besuchern hatte Britta Spieß gar nicht gerechnet.