Erinnerungen an die Geburt der Stadtmitte

Die Mitte von Kaarst ist längst eine schöne Selbstverständlichkeit — eine Ausstellung zeigt jetzt, wie um sie gerungen werden musste.

Kaarst. Für junge Kaarster und alle Neubürger mag die Stadtmitte von Kaarst eine schöne Selbstverständlichkeit sein. Wie sehr um eine neue Ortsmitte gerungen wurde, wer sich dafür ins Zeug gelegt hat, welche Wünsche nicht in Erfüllung gingen und einiges mehr verrät die Ausstellung „Zur Mitte hin“, die bis zum 30. November im Atrium des Rathauses zu sehen ist. Die Ausstellung des Probus Clubs Kaarst wurde maßgeblich von Probus-Mitglied Ille Mularski initiiert.

Ille Mularski, Probus-Mitglied

Ille Mularski beschrieb die Entwicklung der Stadtmitte: „Die Geburt war schwierig, die Taufe ein Fest, es ist eine schöne Lady geworden mit dem gewissen Etwas.“ Christian Scholz, Präsident des Probus Clubs Kaarst, begrüßte Menschen, die eng mit dem „Jahrhundertbauwerk“ in Beziehung stehen wie Theo Thissen. Der damalige Vorsitzende des Stadtmitteausschusses erinnerte sich: „Rathaus, Park und Bürgerhaus sollten 36,755 Millionen D-Mark kosten — die tatsächlichen Kosten beliefen sich dann auf 38 Millionen.“

Der damalige Stadtdirektor Dr. Stephan Grüter hatte eine Vision: „Er wollte die Landesgartenschau nach Kaarst holen, aber die Freiflächen waren nicht groß genug“, erklärte Thissen. Die Grundsteinlegung am 4. Juli 1992 sollte Grüter nicht mehr erleben — er war bereits im April 1989 verstorben und wurde jetzt posthum als Motor des Projekts gewürdigt. Auf Fotos sind die ersten Erdarbeiten ebenso zu sehen wie das Richtfest. Ein Bild beweist, dass in dem dazugehörigen Text nicht übertrieben wurde: „Als Rat- und Bürgerhaus am 18. Juni 1994 eingeweiht wurden, herrschte Volksfestatmosphäre.“ Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus verschwieg nicht, dass es damals auch Häme gab: „Das Rathaus wurde als Blechbüchse bezeichnet.“ Die Entscheidung zu der außergewöhnlichen Architektur von Professor Erich Schneider-Wesseling sei mutig gewesen. Heute stoße die Stadtmitte auf überwältigende Zustimmung.

Nienhaus hob auch das Engagement der inzwischen gestorbenen Kaarster Künstlerin Martel Wiegand und von Helmut Blochwitz hervor: Ihre Ideen sind das Stelenprojekt im Stadtmittesee und das „Schwalbennest“ hoch oben im Rathaus sowie alles andere, was mit „Kunst am Bau“ zu tun hat.

Die Ausstellung wird begleitet von verschiedenen Veranstaltungen: Heute um 17 Uhr spricht Theo Thissen über den Weg von der Idee bis zur Beschlussfassung, am Donnerstag ab 17 Uhr bringt die Big Band des Albert-Einstein-Gymnasiums Jazz. Der Kaarster Theaterverein zeigt eine Szene aus dem Brecht-Stück „Mutter Courage und ihre Kinder“. Am Samstag haben Schulkinder von sechs bis 14 Jahren ab 11 Uhr die Möglichkeit, sich mit der jüngeren Stadtgeschichte vertraut zu machen.