So will Neuss mit den vielen Neuankömmlingen verfahren
Mit verschiedenen Maßnahmen soll die Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge gewährleistet werden.
Neuss. Die Dreifachturnhalle in Allerheiligen wird ab dem 10. Dezember mit 300 Flüchtlingen belegt. Davon wurden jüngst der Hauptausschuss, zuvor aber auch der Vorstand des besonders betroffenen SV Rosellen unterrichtet. „Wir sind dabei, einen Notfallplan zu erarbeiten“, hatte Thomas Klaudat in Erwartung dieser Entwicklung den Mitgliedern schon vorige Woche geschrieben. Jetzt kann der Abteilungsleiter Freizeitsport diesen Plan aktivieren. Es wird nicht der letzte Notfallplan bleiben.
Die Stadt aber will nicht weiter in Notfallszenarien denken und planen. Bislang musste sie eher hinter der dynamischen Entwicklung beim Thema Flüchtlinge hergelaufen, jetzt will sie in Vorhand kommen. Dazu stellten Bürgermeister Reiner Breuer und Sozialdezernent Stefan Hahn eine Strategie vor, die klar erkennen lässt: Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge genießen Priorität — und müssen das auch. Denn ab Dezember ist nun mit 25 Flüchtlingen zu rechnen, die Neuss täglich zugewiesen werden.
Bislang konnte steigenden Flüchtlingszahlen mit einer Ausweitung der Kapazität in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes begegnet werden. Mit 2000 Plätzen im ehemaligen Alexius-Krankenhaus und der „Schule am Wildpark“ ist diese Option ausgereizt.
200 Flüchtlinge konnten bislang in Privatwohnungen vermittelt werden, im ehemaligen Telekomgebäude an der Fesserstraße entstehen ab 1. Dezember 65 Plätze. Die fertige Unterkunft am Nordparkbad wird jetzt belegt, die Einrichtungen an Bergheimer Straße, Berghäuschensweg und Derendorfweg laufen voll.
Weil die Übergangswohnheime an den 27 benannten Standorten in den Ortsteilen nicht schnell genug fertiggestellt werden können, wird jetzt auf die Sporthalle Allerheiligen zugegriffen. Auch die Mehrzweckhalle Holzheim bleibt eine Option. Damit die Sporthalle zum 1. Februar 2016 wieder freigemacht werden kann, möchte die Stadt Traglufthallen errichten. Drei davon für jeweils 300 Menschen sind schon bestellt. Eine wird auf dem ehemaligen Gelände des VfR an der Hammer Landstraße, eine andere an der Eissporthalle aufgestellt. Die könnte ab März auch belegt werden — im Konzept ist das als Option festgehalten. Doch diese Frage geht Breuer sehr zurückhaltend an. Traglufthalle plus Eissporthalle am gleichen Platz könnten eine Massierung darstellen, die zum Konzept dezentraler Flüchtlingsunterbringung nicht recht passt.
Die ehemalige Kita an der Kasterstraße wird wohl ab Januar für Flüchtlinge genutzt. Das nimmt etwas den Druck von der Frage, ob ein Übergangsheim an der Grundschule Grimlinghausen nötig wird, sagte Hahn schon am Dienstag im Sozialausschuss. An den anderen Standorten der „27er-Liste“ hält die Stadt fest. Ab Mai sollen 78 Flüchtlinge in Containern am Südbad untergebracht werden können, ab August 2016 nach und nach etwa 250 Menschen in Allerheiligen, Hoisten und Selikum. Danach stehen Einrichtungen in vier weiteren Ortsteilen an. Aktuell würden dafür Ausschreibungen vorbereitet, die auf den Ankauf von Wohncontainern beziehungsweise den Bau von Holzhäusern abzielen. Sie werden gekauft, weil sie dauerhaft genutzt werden sollen. Die Hoffnung, diese Standorte zeitnah wieder aufgeben zu können, hat sich zerschlagen. Jetzt ist von bis zu zehn Jahren Nutzung die Rede. Zusätzlich prüft die Stadt die Eignung von Büros und Gewerbehallen. Über drei Objekte wird verhandelt.
Um das Angebot auf dem Wohnungsmarkt und die Nachfrage wieder auszugleichen, sind größte Anstrengungen beim Wohnungsbau nötig. Es würden sich nun die Versäumnisse der Vergangenheit rächen, sagt Breuer.
Parallel ist die Betreuung der Flüchtlinge zu regeln. Die Rettungsorganisationen — die Unterkunft in Allerheiligen wird das DRK betreiben — wirken daran ebenso mit wie Kirchen und Sozialverbände. Ferner ist eine Plattform zur Organisation ehrenamtlicher Hilfe bei der Stadt in Vorbereitung.
Im Rathaus werden Kompetenzen gebündelt, neue Stellen geschaffen. Sozialamtsleiter Jürgen Hages sprach schon von einem „Sachgebiet Asyl“.