Flüchtlinge: „Die Lage ist dramatisch“
Die Unterbringung bereitet der Stadt Kaarst immer größere Sorgen. Die Hilfsbereitschaft für Asylbewerber ist aber nach wie vor groß.
Kaarst. Der aktuelle Stand der Dinge rund ums Thema Flüchtlinge in Kaarst war Thema im Sozialausschuss. Von einer „dramatischen Lage“ sprach Sozialdezernent Sebastian Semmler: „Wir bewegen uns am Limit.“ Wie hoch die Kostenbelastung ist, machte er an einem Beispiel deutlich. „Für Security und Catering für die Menschen, die in zwei Turnhallen untergebracht sind, müssen wir rund 100 000 Euro im Monat aufbringen. Zum Glück haben wir zahlreiche Wohnungen anmieten können, sonst wären längst Flüchtlinge in allen unseren Turnhallen“, sagte Semmler und gab zu, dass die Verhandlungsposition der Stadt eher schwach ist: „Wir hängen am ausgestreckten Arm der Vermieter.“
569 Flüchtlinge leben derzeit in Kaarst. 470 kamen in diesem Jahr, die Verwaltung geht davon aus, dass weitere 100 bis 150 Menschen hinzukommen werden — jeden Monat. Die Flüchtlinge kommen aus 32 Staaten. Die größte Gruppe bilden die Syrer mit 114 Personen. Es gibt 58 Familien und rund 250 alleinstehende Männer. Sechs Flüchtlinge aus Mazedonien und Albanien sind in diesem Quartal freiwillig in ihre Heimat zurückgekehrt.
„Es wird immer schlimmer“. So beschrieb Frank Schnitker, bei der Stadt für die Bereitstellung von Wohnraum für Flüchtlinge zuständig, die aktuelle Lage im Ausschuss. Viele Unterkünfte seien total überbelegt. So sind die Häuser Rotdornstraße und Bäumchensweg für 28 Personen ausgerichtet, dort lebten zurzeit allerdings 48 beziehungsweise 64 Menschen. „Die Stadt hat aktuell 26 private Wohnungen angemietet, 65 Wohnungsangebote sind noch in der Bearbeitung“, sagte Schnitker.
Der Bauantrag für den sozialen Wohnungsbau an der Hubertusstraße sei eingereicht worden, sagte die Technische Beigeordnete Sigrid Burkhard. An der Ludwig-Erhart-Straße ist im Frühjahr oder Sommer mit dem Baubeginn zu rechnen. In Vorst sollen die Module noch in diesem Monat geliefert werden. Die Unterkünfte in Holzmodulbauweise am Bauhof könnten im April oder Mai bezugsfertig sein. An der Büttgerstraße ist ein Modul vorgesehen. Sebastian Semmler berichtete, dass an der Daimlerstraße ein Bürogebäude angemietet wurde. „Dort soll eine Art Sammelunterkunft eingerichtet werden, von hier aus sollen die Flüchtlinge auf andere Standorte verteilt werden.“
Susanne Enkel kümmert sich seit dem 1. Juli um die psychosoziale Betreuung der Flüchtlinge in Kaarst. „Wir haben gerade erst 30 PCs gespendet bekommen“, sagt Enkel. Bewerbungstraining steht ebenso auf dem Programm wie ein Gartenprojekt, Kochangebote sowie Handarbeitskurse. Die Jugendzentren seien sehr kooperativ, die Feuerwehr bringe sich ein, im Februar starte eine Kooperation mit der Polizei. Therapeuten hätten sich bereiterklärt, traumatisierten Flüchtlingen zu helfen. In enger Zusammenarbeit mit der Volkshochschule finden Alphabetisierungskurse statt. Außerdem bekommt jeder Flüchtling die Möglichkeit, Deutsch zu lernen.