Zehn- und zwölfjährige Diebe wollten mit einem Ford Ka flüchten

Aus einer Jugendeinrichtung verschwanden die Jungen direkt wieder.

Foto: Polizei

Dormagen. Zwei Zeuginnen haben die Polizei am Mittwochnachmittag auf die Spur zweier Kinder gebracht, die offensichtlich versucht hatten, in Häuser an der Geyr-von-Schweppenburg-Straße in Hackenbroich einzubrechen. Der Zehn- und der Zwölfjährige hatten nach Angaben der Ermittler von gestern zunächst gegen 14.20 Uhr an diversen Eingangstüren geklingelt und so wohl ausgekundschaftet, ob die Bewohner zu Hause waren. Während einer Schmiere stand, machte sich der andere an der Tür zu schaffen. Eine Frau vertrieb die beiden, lieferte der Polizei aber eine Personenbeschreibung. Die Beamten entdeckten bei einem Haus an einem Fenster und an mehreren Türen Hebelspuren.

Gegen 16.20 Uhr fielen die Kinder dann einer anderen Frau an der Dr.-Geldmacher-Straße auf, weil sie den Motor eines Ford Ka mit Oberhausener Kennzeichen gestartet hatten — wohl in der Absicht, damit wegzufahren. Als die Frau das Duo ansprach, flüchtete es in einem Linienbus. Eine Streifenwagenbesatzung stoppte den Bus und nahm die Kinder mit zur Wache. In dem Ford Ka fanden die Polizisten hochwertige Uhren und typisches Einbruchswerkzeug. Die Kinder, die schon mehrfach wegen Diebstählen und Einbrüchen aufgefallen waren, wurden in eine Jugendeinrichtung in Kaarst-Büttgen gebracht. „Von dort sind sie aber stiften gegangen“, berichtete gestern Abend Dormagens Jugendamtsleiterin Martina Hermann-Biert. Die Tatsache, dass den Behörden die Eltern der Kinder nicht bekannt seien, spreche dafür, dass sie von einer Bande Erwachsener zu ihren Straftaten verführt oder gezwungen worden seien.

Auch Hans Scholten, der sich als Direktor des Raphaelshauses mit Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen auskennt, meinte: „Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass manche Kinder von kriminellen Erwachsenen darauf trainiert werden, Straftaten zu begehen — gerade, weil sie noch nicht strafmündig sind.“ Kinder, die in dem Alter so schwere Straftaten begingen, seien nicht nur Täter, sondern in erster Linie Opfer einer verfehlten Erziehung. „Da fehlen die Leitplanken der Erziehung. Kein Kind kommt mit der Absicht zur Welt, mit zehn Jahren ein Dieb zu sein“, so Scholten. Ein solches „dissoziales Verhalten“ trete leider bei immer jüngeren Kindern auf, so die ernüchternde Analyse des Raphaelshaus-Direktors, der derlei Symptome als Hilferuf der Kinder wertete: „Kümmert Euch um uns!“

Martina Hermann-Biert machte keinen Hehl aus ihrer Frustration. Die Jugendamtsleiterin sprach sich gestern dafür aus, mit dem Landschaftsverband, dem Ausländeramt und der Polizei einen Krisenstab zu bilden, um besser mit solchen eklatanten Fällen umzugehen. „Das kann man schließlich nicht so lassen“, findet die Fachfrau.