Gare du Neuss: Im September ziehen die Trödler ein

Die Sanierung der alten Frachthallen ist fast abgeschlossen.

Neuss. Vor dem Tor knirschen die Reifen des Transporters, der die Arbeiter bringt, auf dem frisch aufgeschütteten Kies. In den Hallen fällt die Spätsommersonne durch geputzte Oberlichter. In Halle 2 sitzt Kay Schloßmacher, Herr über die alten Frachthallen auf dem Gelände des ehemaligen Container-Bahnhofs, in seinem provisorischem Büro - einem alten Sofa mitten im Raum - und beendet ein Telefongespräch.

Erst vor wenigen Tagen konnte der 40-Jährige das Krankenhaus verlassen. "Auf dem Dach habe ich meine Bandscheibe verloren", erzählt er. "Und eine Schachtel Orient-Zigaretten, wahrscheinlich aus den 60er Jahren, gefunden." Schloßmacher grinst. Obwohl er immer noch humpelt, wirkt der Mann ausgelassen. "Als ich die Frachthallen zum ersten Mal sah, wusste ich sofort, dass hier ein Trödelmarkt rein muss."

Über die Summe, die ihn das Projekt "Gare du Neuss" bisher gekostet hat, schweigt sich Schloßmacher aus. Nicht so über die Arbeit, die er und seine Mitstreiter in die Sanierung der drei Hallen gesteckt haben. Schubkarrenladungen Schutt und Staub hätten sie von eben jenem Dach geholt, auf dem er sich verletzte. Mehrere Tage Arbeit kostete es allein, das Öl vom Betonboden zu schrubben.

Und dann die alten Büros. Sie mussten komplett entkernt werden. Künftig finden dort Toiletten und ein Bad Platz. Geblieben ist ein Schriftzug an der Wand. "DB-Stückgut" steht da. In dem Raum, in dem früher die Waage des Güterbahnhofs stand, ist ein Imbiss eingezogen, dessen Mitarbeiter zur Currywurst Sekt reichen werden. Die Speisekarte hat der Betreiber bereits ausgehängt. Wenige Meter weiter wird sich ein Weinhändler niederlassen, auch eine Bühne für Musiker ist angedacht. "Aber erst einmal muss der Markt anlaufen."

Bleiben fast 2000 Quadratmeter Fläche, auf der die Trödler ihre Tische aufbauen werden. Schloßmacher plant mit festen Ständen mit antiken Stücken oder Mode aus den 1930er bis 70er Jahren und Privattrödlern. "Nur Neuware wird es bei uns nicht geben." Auch deshalb sieht Schloßmacher sein Projekt außer Konkurrenz. "Vergleichbares gibt es auch in Düsseldorf nicht." Die Nachfrage gibt ihm recht. Mehr als zehn Anfragen von Händlern gingen täglich bei ihm ein, erzählt Schloßmacher. Jetzt wartet er auf die Bauabnahme durch die Stadt. "Dann können wir Mitte September eröffnen."

Schloßmacher humpelt in die Raummitte und lässt den Blick über die Holzträger und das Mauerwerk schweifen, das er erhalten konnte. "Das hat doch Charme, oder?", sagt er. Und das klingt nicht wie eine Frage.