Grevenbroich: Eine Kunst, die Zeit beansprucht

Ausstellung: „Jede Arbeit ist ein Experiment“, sagt Künstler Martin Mohr, der bis Mitte August seine Werke in der Versandhalle zeigt.

Grevenbroich. Nicht von ungefähr hat Martin Mohr seiner aktuellen Ausstellung den Titel "Verortung" gegeben. Wenn der 37-Jährige sich als Maler bezeichnet, meint er über die bloße Tätigkeit hinaus einen ganz speziellen Zugang zur Welt: Mit dem Pinsel formuliert er Sehnsüchte und Visionen, Utopien und Träume.

Davon zeugt die Ausstellung in der Versandhalle, die gestern bei regem Besucherandrang eröffnet wurde. Mit der Veranstaltung setzt der Kunstverein sein Konzept fort: junge, akademisch ausgebildete Künstler zu fördern und in der Stadt vorzustellen.

Martin Mohr, 1973 in Mainz geboren, hat an der Weimarer Bauhaus-Universität sowie an der Berliner Universität der Künste studiert und war Meisterschüler von Dieter Hacker. Seit 2003 präsentiert Mohr seine Arbeiten regelmäßig auf Ausstellungen im In- und Ausland. 2007 zeichnete ihn die in Grevenbroich ansässige Schulz-Stübner-Stiftung mit ihrem Preis für Malerei aus.

Dass ihm auch der Kunstvereins-Vorsitzende Professor Hans-Rainer Willmen eine große Karriere prophezeit, liegt wohl an Mohrs eigenständigem Stil, seiner Fähigkeit, ein Spannungsfeld zwischen dem Abstrakten und dem Gegenständlichen aufzubauen. Wenn er bekannte Motive aufgreift, dann, um sie überraschend zu kombinieren und zu verfremden.

Genau darin liegt für Mohr der Reiz der Malerei: "Mir geht es weniger um die Abbildung von Wirklichkeit als vielmehr um Gedanken- und Vorstellungsräume." Es ist eine Kunst, die Platz und Zeit beansprucht, nicht nur wegen der meist großen Bildformate. Denn jede Arbeit stellt ein Experiment dar, dessen Ausgang bei den ersten Pinselstrichen noch ungewiss ist.

Auf diese Weise entstehen Bilder wie "Stück Landschaft", das samt Autobahnkreuz wie eine riesige Grassode aus der Erdkruste gehoben ist - die altbekannte Landschaftsmalerei zeitgemäß interpretiert, so formuliert es Kathrin Wappenschmidt, Museumsleiterin im Kulturzentrum Sinsteden. Und immer wieder setzt sich Mohr in seinen Arbeiten mit dem Malen selbst auseinander. Ein wenig Ironie spielt dabei durchaus mit, so etwa in der Arbeit "Luftschloss". Zwischen den pastelligen Farben und wolkigen Formen erkennt man: Das "Luftschloss" Malerei ist mit langen Stacheln bewehrt.