Grevenbroich: Neue Perspektiven für behinderte Menschen
Behindertenbeauftragte Charlotte Häke zieht erste positive Bilanz ihrer Arbeit.
Grevenbroich. "Wir müssen nicht integriert werden, wir sind ohnehin Teil der Gesellschaft", lautet ein Motto von Charlotte Häke. Die städtische Behindertenbeauftragte engagiert sich seit 30 Monaten in ihrem Ehrenamt und gehört selbst zu den Betroffenen. Feierabend gibt es in diesem Ehrenamt so gut wie nie. Aber das nimmt die 51-Jährige gern in Kauf: "Es steckt eben mein Herzblut drin."
Dieses Engagement lobt auch Sozialausschuss-Vorsitzender Werner Moritz. "Durch ihre aggressive Art hat sie das Thema aus der Ecke geholt", sagt Moritz und will dies ausdrücklich als Kompliment verstanden wissen. Denn "um etwas durchzusetzen, muss man ab und zu die harte Gangart einlegen."
Tatsächlich hat Charlotte Häke in zweieinhalb Jahren Amtszeit einen sprunghaften Anstieg von Nachfragen beobachtet. Derzeit leben über 8000 Behinderte in der Stadt, neben psychisch Erkrankten auch geistig und körperlich Behinderte. Mehr als 3000 Beratungsfälle gab es bisher.
Neben Anfragen aus Grevenbroich kommen regelmäßig auch solche aus Rommerskirchen, Dormagen, Kaarst und Jüchen, denn diese Städte und Gemeinden haben keinen eigenen Behindertenbeauftragten. Dass sich inzwischen sogar Ratsuchende aus anderen Bundesländern an sie wenden, führt die Grevenbroicherin auf Mundpropaganda zurück: "Es spricht sich herum, wenn sich jemand engagiert."
Zu diesem Engagement gehört es, runde Tische mit Behinderten und Mitarbeitern der Verwaltungen zu bilden. Häke ist selbst von Geburt an körperbehindert - auch dies lindert wohl die Schwellenangst der Ratsuchenden. Und: Sie erlebt die Stadt mit den Augen einer Betroffenen. Ein Beispiel: Viele behinderte Frauen empfinden das Parkhaus am Bahnhof als unsicher.
Auf ihren Wunsch hin werden die Behindertenparkplätze demnächst aus dem Parkhaus nach draußen, in den Bereich der jetzigen Kurzzeitparkplätze, verlegt. "Charlotte Häke hat uns in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet", resümiert Werner Moritz. Kinder lernen diese Sensibilität spielend, so Häkes Erfahrung aus Schulungen an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule.
Eine Reihe von weiteren Projekten ist in Planung. Eventuell noch für dieses Jahr plant sie eine Kompetenzveranstaltung mit Ärzten und der Polizei. 2009 soll ein Behindertenführer in Druck gehen.