Neuss: Bier, ein Ständchen und die Intendantin als Kellnerin

Biwaks: Der Münsterplatz wandelte sich wieder in ein großes „Feldlager“. Das Wichtigste bei diesem Termin sei "unter freiem Himmel mit Gleichgesinnten zu feiern", betont Markus Holz, Oberstleutnant des Grenadierzugs Op Zack.

Neuss. Zehn Jahre Landestheater im umgebauten Horten-Haus, zehn Jahre Feldlager von Förderverein und RLT für die Schützen an der Oberstraße. Wo wird man sonst schonmal von einer Intendantin mit Bier versorgt? Routiniert brachte Ulrike Schanko am Montag wieder, unterstützt von einem Team des Landestheaters, immer neue Altbierrunden unters gut gelaunte Volk.

Karlheinz Pfleiderer vom Förderverein verwies in seiner Begrüßung auf eine weitere Besonderheit: Bei diesem Biwak gibt es für die Schützen - auch Königspaar und Komitee waren vertreten - eine eigens für diesen Tag fabrizierte Aufführung.

Die erfreute dann auch das Publikum: Ebenso herzzerreißend wie stur bekannte vor ihren entsetzten Eltern (Tini Prüfert, Joachim Ganser) die Tochter (Vera Kasimir) zu den Klängen eines bekannten Schlagers: "Ich will ’nen Schützen als Mann". Die Eltern schlagen vergebens einen Lehrer ("der hat viel mehr Zeit"), Rentner, Bürgermeister ("der hat auch noch genug Geld, wenn er seinen Nebeneinkünfte abführen muss") oder Landrat vor: die Tochter wiederholt sich.

Die Schützen freute es, tranken kräftig, und etliche machten sich dann auf zum nächsten Biwak.

Innerhalb von vier Stunden verteilen sich etwa 1500 Liter Bier auf 1250 Schützen - das ist die reguläre Quote beim Schützenbiwak auf dem Münsterplatz, das seit 29 Jahren von der Volksbank ausgerichtet wird. Mit 300 Schützen hatte die Tradition damals als Idee einiger Mitarbeiter begonnen.

Das Wichtigste bei diesem Termin sei "unter freiem Himmel mit Gleichgesinnten zu feiern", betont Markus Holz, Oberstleutnant des Grenadierzugs Op Zack. Zwar in Uniform, aber zwanglos mit offener Jacke, ohne Hut und - sonst verpönt - mit Sonnenbrille.

"Plan B", der Rückzug in die Stadthalle, konnte glücklicherweise in der Tasche bleiben, freute sich Organisator Daniel Feldbinder von der Volksbank. Vorstandsmitglied Rainer Mellis marschierte zum ersten Mal im Zug mit und bezeichnete das Wetter vom Vortag in seiner Rede als regelrechtes "Tauwetter für Dicke".

"Auch wenn mir vom Laufen noch die Füße etwas weh tun, war das Schützenfest bisher ein phänomenales, fantastisches Erlebnis", erklärte er begeistert. Kaum ein Thema schien das Königsschießen zu sein. Relativ sicher waren sich wohl die meisten Schützen, dass es bei einem Bewerber bleiben wird.

Ebenfalls ein Biwak - wenn auch ein beschauliches, gab es im Hof von BMW Timmermanns. Etwa 100 Schützen hatten sich versammelt. "Das Besondere hier ist, dass das ein Biwak für die ganze Familie ist", sagte Erich Wanders, Oberleutnant des Grenadierzuges Mer maake möt. Insofern waren natürlich auch Frauen und Kinder der Schützen willkommen.

"Hier wird über alles mögliche geplaudert", erklärte Wanders. "Zum Beispiel über das, was bei der Parade nicht so gut geklappt hat." Konkretes mochte er dann aber doch nicht verraten. Auch bei Timmermanns war die Königs-Frage nur Randthema: "Anders als in den vergangenen Jahren wissen wir eigentlich gar nicht, ob es überhaupt einen Bewerber gibt", betonte Schütze Armin Tetard.