Kein Public Viewing am Markt zur Fußball-EM
Gucken im Freien wäre zu teuer für Grevenbroich.
Grevenbroich. Der Ansatz war konsequent: Ein freier Marktplatz und eine anstehende Fußball-Europameisterschaft brachten Bürgermeister Klaus Krützen auf den Gedanken, im Herzen der Stadt ein Public Viewing umzusetzen. Anfang März kündigte Krützen an, er wolle prüfen lassen, ob sich der Markt für das gemeinsame Fußballerlebnis eignet. Einen Monat vor dem Beginn der Europameisterschaft am 10. Juni steht fest: Er tut es nicht. Public Viewing lohne sich in der Schlossstadt nicht, heißt es. Die Stadt hat mehrere Veranstalter aus der Umgebung angefragt. Doch das Event in der Schlossstadt würde zu teuer.
Der größte Kostenfaktor: eine LED-Leinwand, ohne die eine Übertragung im Freien nicht möglich ist. „Eine solche Leinwand zu mieten, kostet etwa 1500 Euro am Tag“, sagt der hiesige Großveranstalter Marc Pesch. Auch mit ihm sei der Bürgermeister bereits in Kontakt getreten, um abzuklopfen, was auf dem Marktplatz möglich sei. Der Grevenbroicher hatte da aber bereits ein Angebot aus Neuss angenommen, dort ein Public Viewing auszurichten. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das am Grevenbroicher Marktplatz umsetzbar ist“, sagt Pesch. Eine solche Großveranstaltung bräuchte eine längere Vorbereitungszeit. Auch ein verschärftes Sicherheitskonzept, das seit der Loveparade-Katastrophe in Duisburg gilt, erschwere ein Fußball-Event in der Innenstadt, heißt es bei der Stadt. „Man muss das Gelände absperren, Notausgänge einrichten, Einlasskontrollen durchführen“, sagt Stadtsprecherin Ines Hammelstein. Schließlich würde der Veranstalter haften.
Auch der Veranstaltungstechniker Oliver Becker hat sich den Markt als Schauplatz durch den Kopf gehenlassen. „Wir sind öfters von der Stadt angesprochen worden, inwiefern das möglich wäre“, sagt Oliver Becker. Aber auch er kam zu dem Schluss: „Das ist wirtschaftlich nicht in die Tat umzusetzen.“ Zu der LED-Leinwand kämen die Kosten für das Securitypersonal, und die Stadt könne leider nicht unterstützen, sagt Oliver Becker, der seit sechs Jahren eine Fußballübertragung in der Alten Feuerwache ausrichtet. Mit Beamer und Leinwand. Aber auch dort wird in diesem Jahr vermutlich kein Fußball übertragen werden können, heißt es bei der Stadt. Denn die Räume in der Alten Feuerwache würden derzeit noch für die Unterbringung von Asylsuchenden benötigt. „Das wird sich in ein paar Wochen zeigen“, sagt Veranstalter Oliver Becker.
Ein Lichtblick für die Grevenbroicher Fans ist „Evita Beach“-Betreiber Norbert Lupp. „Wir zeigen alle Deutschlandspiele auf Leinwand und zwei Bildschirmen, und voraussichtlich auch das Finale“, sagt Lupp. Für seine Kollegen hat er vollstes Verständnis, auch er weiß, dass Public Viewing nur wenig rentabel ist. „Ich mache das, damit es stattfindet“, sagt Lupp. „Aber es ist viel Aufwand und am Ende komme ich bei plus, minus Null raus.“ Denn ein Spiel dauert eben nur 90 Minuten und Eintritt nimmt Lupp auch keinen. Nach Abpfiff ziehen die Fans in die Stadt weiter.