Kommunaler Servicedienst: Verwarnungen und Hilfe
Die Mitarbeiter des Dienstes waren 2013 mehr als 7000 Mal im Einsatz aktiv.
Neuss. Zuerst hießen sie „Schwarze Sheriffs“, natürlich nur hinter vorgehaltener Hand. Mit denen haben die Mitarbeiter, die für den „Kommunalen Servicedienst“, so offizielle Betzeichnung, allerdings nicht viel gemein. Die Männer gehen durch die Straßen, mahnen Herrchen mit nicht angeleinten Hunden, hindern Jugendliche am Schnapskonsum, versuchen, Müllsünder in flagranti zu erwischen, und spüren Schulschwänzer auf. Mehr als 4000 Dienstrouten kamen im vergangenen Jahr zustande, mehr als 7000 Mal schritten die Mitarbeiter auf die ein oder andere Weise ein.
Kontrolliert wurden Spielplätze und Grünanlagen, Ausflugsziele, spezielle Plätze oder Haltepunkte des ÖPNV. Die KSD-Männer können mündlich verwarnen, dürfen aber auch Verwarngelder einfordern und ein Bußgeldverfahren in Gang setzen. Das hat angezogen: Die Zahl der Verwarnungs- und Bußgeldverfahren ist innerhalb eines Jahres um 323 auf 1884 Fälle angestiegen.
So ist die Präsenz der Männer im dunkelblauen Outfit mit dem Schriftzug „Ordnungsamt“ den einen hochwillkommen, anderen eher ein Ärgernis. Nils Wirnsberger (33) erzählt, genervt oder gar aggressiv seien diejenigen, die angesprochen würden, nur selten: „Sie fühlen sich ertappt.“ Auch das Klischee vom wütenden Hundehalter, der gar nicht einsieht, dass er verwarnt wird oder gar ein Knöllchen zahlen soll, treffe so nicht zu. „Erst sind sie eher unwirsch, dann reden wir, dann haben die meisten Verständnis. Und außerdem: Zuerst einmal gehen wir auf den Hund zu. Wir vom Team sind alle selbst Hundehalter. Darüber ergibt sich meist ein guter Kontakt zum Herrchen“, sagt Wirnsberger — selbst Besitzer einer Dogge —, der seit acht Jahren dabei ist.
In dem Jahresbericht der Truppe, die akribisch die Zahl, Ort und Art der Begebenheiten der Streifgänge auflistet, sind einige ungewöhnliche Vorkommnisse ausführlicher dargestellt.
So wie der Vorfall am Bahnhof Norf, als Mitarbeitern am Abend ein stark beschädigter Wagen halb auf dem Gehweg auffiel. Ein älterer Mann saß in gebeugter Haltung stark benommen am Steuer. Ein Schlaganfall, befürchteten die KSD-Männer, und die alarmierten Rettungskräfte bestätigten das. Dem Mann konnte geholfen werden.
Schwerwiegend auch ein Einsatz in Selikum: An einem Vormittag entdeckten zwei Mitarbeiter ein schulpflichtiges Kind, das viel zu dünn bekleidet ziellos herumlief. Auskunft der Schule: Das Kind komme seit Monaten nicht mehr, und: die Eltern seien desinteressiert. Der KSD brachte den elfjährigen Jungen zur Schule, die Angelegenheit wurde an das Jugendamt übergeben.
Meist aber beschäftigt sich die Truppe mit Hunden und Herrchen aller Art, die Männer schreiten bei Alkoholverkauf an Jugendliche ein, verbieten aggressives Betteln, fragen Straßenmusiker nach ihrer Erlaubnis oder verweisen Unbefugte vom Spielplatz.
Fünf Stellen für den KSB gibt es bei der Stadtverwaltung, vier sind besetzt, die fünfte ist ausgeschrieben. Verstärkt gehen die Teams in die Stadtteile, auch wenn die Innenstadt der Schwerpunkt bleibt.
Nils Wirnsberger mag seine Arbeit, die ihn am Donnerstag mit einem Kollegen („Wir gehen immer zu zweit“) auf die Furth und am Abend in die Innenstadt führte. Er freut sich über gar nicht seltene „kleine Erfolgserlebnisse“ und Rückmeldungen von Menschen, die er zum Teil seit Jahren kennt. Der Mann vom Kommunalen Servicedienst sagt allerdings auch: Was schwer fällt, ist zu sehen, dass es Menschen einfach nicht schaffen, sich aus ihrer sozialen Armut zu befreien.