Rennbahn: Kein Public Viewing

Gastwirte hoffen auf Ausnahmen und freuen sich auf volle Kneipen.

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Neuss. Die Bundesregierung hat angekündigt, die Lärmschutzregeln zur Fußball-WM im Sommer zu lockern. Viele Spiele werden in der Zeit vom 12. Juni bis 13. Juli erst nach 22 Uhr deutscher Zeit stattfinden. Knapp die Hälfte der Vorrundenspiele beginnen erst nach 22 oder nach 24 Uhr deutscher Zeit, eines sogar erst um 3 Uhr.

Nun soll es zur WM-Zeit Ausnahmen von den geltenden Lärmschutz-Bestimmungen teilweise sogar bis nach Mitternacht geben. „Das gemeinschaftliche Fußballgucken unter freiem Himmel gehört zu einer Fußball-WM einfach dazu. Bei einem solchen Anlass halte ich Ausnahmen vom Lärmschutz für gerechtfertigt“, hatte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) dazu erklärt. Über die Genehmigungen müssen aber die Kommunen jeweils selbst noch entscheiden.

In Neuss ist noch nichts entschieden. „Die Stadt kann derzeit dazu noch keine Stellungnahme abgeben, da uns der Gesetzestext noch nicht vorliegt“ erklärt Stadtsprecher Michael Kloppenburg.

Der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, Rainer Spenke, ist zuversichtlich, dass das Rudelgucken auch vor den Kneipen zugelassen wird: „Das ist jetzt nun einmal eine besondere Situation, und wir hoffen, dass man die Wirte die Spiele komplett zeigen lässt. Wie ich die Stadt Neuss kenne, ist man uns dort wohlgesonnen.“ Allerdings seien Gastronomen gut beraten, im Einzelfall sensibel zu sein: „Schließlich müssen die noch das ganze Jahr mit ihren Nachbarn auskommen.“

Auf dem Markt sehen die Gastwirte der Entscheidung der Stadt entspannt entgegen, denn ihre Terrassen-Konzessionen gelten eh bis Mitternacht. „Aber klar ist dann generell einfach mehr in der Innenstadt los, und das ist wiederum gut für uns“, sagt Afrim Azizi, Kellner im „Café Kleeberg“. Nebenan in der Tapas-Bar „Zoco Bella“ freut sich Betriebsleiter Marcus Lampenscherf ebenfalls über die Belebung der Innenstadt. „Wir Wirte würden auf dem Markt ohnehin gerne mehr Live-Veranstaltungen bieten. Die Anwohner stören sich am Schützenfest ja auch nicht.“ Bei einem von den Wirten gemeinsam gestalteten Public Viewing sei allerdings auch eine Security-Mannschaft wichtig. „Ein Sicherheitskonzept darf dann nicht hinter der Rennbahn enden.“

Dass dort noch einmal ein großes Public Viewing — politisch korrekt jetzt Public TV — stattfinden kann, ist ausgeschlossen.

Zum einen findet im Globe-Theater an der Rennbahn ab 19. Juni das vierwöchige Shakespeare-Festival mit zahlreichen Veranstaltungen statt. Doch auch ohne diese Veranstaltung hätte es ein Public Viewing nicht gegeben, sagt Peter Rebig, Chef von Neuss Marketing.

Die Kosten von etwa 250 000 Euro für Technik, Security, Absperrungen seien einfach nicht aufzubringen. Selbst beim Sommermärchen während der Fußball-WM 2006, als Tausende zur Rennbahn strömten, habe sich das Spektakel nicht gelohnt. „So ist es doch schön, wenn die Neusser Wirte eine volle Bude haben“, sagt Peter Rebig — „und das möglichst lange.“